Zürcher Kantonsratswahlen: die grüne Spitze gebrochen

«Die Grünen haben bei den Zürcher Kantonsratswahlen neun Sitze dazugewonnen, die Grünliberalen ebenfalls neun. So ein klares Resultat habe ich niemals erwartet. Es freut mich extrem, dass das Engagement der Klimastreik-Bewegung bei den Wählern ein Umdenken ausgelöst hat. Aber die Grünen und die GLP müssen endlich unsere Forderung nach Netto 0 Treibhausgasemissionen bis 2030 aufnehmen. Selbst die grünen Parteien denken noch viel zu wenig radikal. Lenkungsabgaben auf Flugtickets reichen nicht! Man sollte gar nicht mehr fliegen und gar nicht mehr Auto fahren. Der Wertewandel in der Bevölkerung muss rasch voranschreiten, sonst ist es zu spät für unser Klima. Persönlich bin ich froh, dass ich im Sommer 18 Jahre alt werde und bei den nationalen Wahlen im Herbst an die Urne gehen kann. Es braucht eine grundlegende Veränderung: Entscheidend ist, dass endlich alle etablierten Parteien realisieren, dass der Klimawandel uns alle betrifft.»

(Fanny Wisler, Klimaaktivistin, in: www.watson.ch)

Mit dem Erfolg der «grünen» politischen Kräfte scheint die Klimastreikbewegung der Jugendlichen ein wichtiges Etappenziel erreicht zu haben. Allerdings kann man das Ganze auch weniger euphorisch sehen: Nicht die radikalen Jugendlichen, sondern relativ moderate, gemässigte Politiker und Politikerinnen der Grünen und der Grünliberalen sitzen jetzt im Zürcher Kantonsrat. Keiner und keine von ihnen, soweit dies abzusehen ist, verlangt ein totales Flugverbot oder eine Abschaffung des privaten Motorfahrzeugs. Die Spitze der Klimaschutzbewegung ist gebrochen, sozusagen ins System eingebunden. Und alle können sagen: Was wollt ihr denn noch, weshalb geht ihr denn immer noch auf die Strasse, nun habt ihr ja eure politischen Mehrheiten in den Parlamenten. Umso wichtiger sind dann Stimmen wie jene von Fanny Wisler, die daran erinnern, dass dies alles eben bei weitem nicht genügt, sondern dass wir – wenn es uns mit dem Schutz des Klimas wirklich ernst ist – nicht darum herum kommen, weit radikalere Lösungen zu suchen als solche, die in einem heutigen schweizerischen bzw. kantonalen Parlament mehrheitsfähig sind. Deshalb kann man die jungen Leute nur ermuntern: Bleibt auf der Strasse, gebt nicht auf, bleibt hartnäckig, bis auch die radikalsten eurer Forderungen bis hin zu einem grundsätzlichen Paradigmawechsel in Politik und Wirtschaft erfüllt sind.