Zeichen einer neuen Zeit

Trotz der Drohung der Schulbehörden, im Zeugnis der betroffenen Schülerinnen und Schüler eine unentschuldigte Absenz einzutragen, haben sich heute Morgen in Zürich wieder rund 1500 Jugendliche zum Klimastreik versammelt. Sie wollen damit erst aufhören, wenn die Stadt Zürich griffige Massnahmen gegen die Klimaerwärmung beschlossen hat.

(www.20minuten.ch)

Hut ab. Da ist etwas Revolutionäres im Gange. Da lassen sich 1500 Jugendliche nicht mehr kleinkriegen, nicht mehr einschüchtern, nicht mehr disziplinieren. Das könnte der Anfang von etwas ganz Grossem sein: Immer mehr Menschen, auch Erwachsene, würden dem Beispiel der aufmüpfigen Jugendlichen folgen. Es könnte eine weltweite Protestbewegung nie dagewesenen Ausmasses bewirken. Es wäre, weitergedacht und immer in der Annahme, Mut und Beharrlichkeit würden sich nicht unterkriegen lassen, der Anfang eines neuen Zeitalters. Denn irgendwo muss es ja anfangen. Und warum nicht bei einer schwedischen Schülerin, die immer noch ausharrt gegen die Mächtigen ihres Landes und die mittlerweile zur Ikone geworden ist für Abertausende Jugendliche in zahllosen Städten Europas. Man muss, um die Menschheit zu retten, wie Antigone in der klassischen Tragödie gegen ihren Widersacher Kreon das eigene Gewissen über den blinden Gehorsam stellen. Anders geht es nicht.

(Die Drohung mit den unentschuldigten Absenzen läuft auf eine Spaltung der Jugendlichen hinaus. Hier die Braven, Gehorsamen, die sich bald schon mit einem lupenreinen Zeugnis um eine Lehrstelle bewerben werden. Dort die Frechen, Ungehorsamen, die mit ihrem Zeugnis voller unentschuldigter Absenzen Mühe bekunden werden, eine Lehrstelle zu bekommen. Ein gewaltiger Druck, ein immenses Dilemma, geht es doch um die persönliche Zukunft jedes Einzelnen, letztlich um seine Existenz. Die einzige Lösung liegt darin, dass sich alle Jugendlichen an den Streiks beteiligen. Wenn nämlich alle Lehrstellenbewerber unentschuldigte Absenzen in ihren Zeugnissen haben, dann kann dies kein Kriterium mehr dafür sein, ob man eine Lehrstelle bekommt oder nicht.)