Wie eine Hydra, bei der immer wieder neue Arme nachwachsen

Die Wohnungsmieten in deutschen Städten sind zwischen 2008 und 2017 massiv angestiegen: in Stuttgart um 48 Prozent, in München um 53 Prozent und in Berlin um 83 Prozent. Im gleichen Zeitraum sind die Reallöhne um zehn Prozent angewachsen.

(Fernsehen SRF1, 10vor10, 13. Februar 2019)

Die auf den ersten Blick gute Nachricht – Reallohnerhöhung von zehn Prozent innerhalb von zahn Jahren – entpuppt sich als Bumerang, wenn man sie in Beziehung setzt zu den Lebenshaltungskosten wie etwa der Wohnungsmiete. Zuckerbrot und Peitsche. Das ist das Wesen des Kapitalismus: Vorne ködert er dich mit süssen Versprechungen, hinten zieht er dir das Mehrfache davon wieder aus der Tasche. In Berlin haben unlängst 20’000 Menschen gegen die steigenden Mietpreise demonstriert. Aber eigentlich müssten sie – und unzählige andere – gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem demonstrieren, hängt doch im Kapitalismus alles mit allem – Löhne, Mieten, Steuern, Abgaben, Lebenshaltungskosten, Krankenkassenprämien, usw. – unauflöslich zusammen wie bei einer Hydra, bei der, würde man den einen Arm abschlagen, sogleich an anderen Orten unzählige andere nachwachsen würden.