Weshalb spricht man immer nur von Frauenquoten?

Seit den amerikanischen Kongresswahlen sind drei Monate vergangen, aber erst jetzt gibt es ein genaueres Bild vom enormen Finanzaufwand hinter diesem politischen Kräftemessen. Wie das Center for Responsive Politics, ein Washingtoner Think-Tank, aufgrund der bei der Föderalen Wahlkommission eingereichten Finanzdeklarationen errechnete, hat der Wahlkampf die Rekordsumme von 5,7 Milliarden Dollar verschlungen. Das sind happige 40 Prozent mehr als bei den Kongresswahlen von 2016. Eingeschlossen in dieser Zahl sind nicht nur die direkten Ausgaben der Kandidaten für Sitze in Senat und Repräsentantenhaus, sondern auch die Kampagnen der Parteien und von Drittgruppen, die seit einer Liberalisierung der Finanzierungsregeln fast unbegrenzt Geld in Wahlkämpfe pumpen können. Aus europäischer Warte immer wieder verblüffend sind die Summen, die einzelne Politiker aufwenden, um ein Amt zu erobern. Das teuerste Rennen im November war jenes um einen der beiden Senatssitze von Florida, das mit der knappen Abwahl des demokratischen Amtsinhabers endete. Die Kandidaten, Parteien und Drittgruppen steckten 209 Millionen in diesen Titanenkampf, ein weiterer Rekord. Bei einem heiss umstrittenen Rennen im 435-köpfigen Repräsentantenhaus werden normalerweise um die zwei Millionen Dollar pro Kandidat aufgewendet, wobei es aber auch da exorbitante Fälle gibt. Ein reicher demokratischer Weinhändler aus Maryland überwältigte seine republikanische Gegnerin, indem er das Zwanzigfache ihres Budgets einsetzte.

(NZZ, 9. Februar 2019)

Und da behaupte noch jemand, die USA seien eine Demokratie. Müsste man da nicht eher von einer Plutokratie sprechen? Weshalb spricht man immer nur von Frauenquoten? Müsste man nicht auch Quoten für Bauarbeiter, Krankenpflegerinnen, Zeitungsverkäufer, Friseusen und Köche einführen – damit ein Parlament tatsächlich ein repräsentatives Abbild der Gesamtbevölkerung wäre? Für die 5,7 Milliarden Dollar Wahlhilfe gäbe es zweifellos genügend andere, sinnvollere Verwendungszwecke… 

Unterschied in der Parteipräferenz zwischen männlichen und weiblichen Grosspendern (>200 Dollar), in Prozentpunkten

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