Was ist ein gerechter Lohn: betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Sichtweise

 

Auf die Frage, ob das Gesundheitspersonal nicht doch mehr verdient hätte als nur Applaus, sagt Fredy Greuter, Mediensprecher des Arbeitgeberverbands: “Wenn es die betriebswirtschaftliche Situation zulässt, wäre es angebracht, dass die Mitarbeitenden einen Zustupf erhalten würden.” Wie viele noch so berechtigte Forderungen nach Lohnerhöhungen sind schon mit dem Hinweis auf die so genannte “betriebswirtschaftliche” Realität abgewürgt worden! Weshalb ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, zwischen finanzstärkeren und finanzschwächeren Branchen so etwas wie einen Finanzausgleich einzuführen, so wie dies beim interkantonalen Finanzausgleich zwischen finanzstärkeren und finanzschwächeren Kantonen schon seit Jahrzehnten gang und gäbe ist? Angesichts der eklatanten Lohnunterschiede von Branche zu Branche wäre es höchste Zeit, die betriebswirtschaftliche Logik durch eine volkswirtschaftliche Logik zu ersetzen. Dies würde in letzter Konsequenz zu einem landesweiten Einheitslohn führen, etwas, was zwar auf den ersten Blick völlig utopisch und unrealistisch erscheinen mag, tatsächlich aber das einzig wirklich gerechte Lohnmodell wäre, tragen doch alle von der Krankenpflegerin über den Buschauffeur bis zum Vermögensverwalter das jeweils Beste in ihren Kräften und Möglichkeiten Liegende zum Wohlergehen des Ganzen bei und müssten deshalb logischerweise auch alle gleichberechtigt am Erfolg des Ganzen teilhaben können. Mit der Einführung eines Einheitslohns hätte auch das ganze Gerangel um Aufstieg und Abstieg ein Ende und allen käme unabhängig von der beruflichen Tätigkeit, die sie ausüben, das genau gleiche Mass an gesellschaftlicher Anerkennung und Wertschätzung zuteil. Das Totschlagargument indessen, dass eine geforderte Lohnerhöhung in diesem oder jenem Berufszweig aus “betriebswirtschaftlichen” Gründen beim besten Willen nicht drin liege, gehörte somit endlich der Vergangenheit an…