Verpackungen, die aufleuchten, wenn man sie berührt: Der kapitalistischen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt

Wenn Kunden in Geschäften auf blinkende Verpackungen aus Glas, Papier oder Plastik stossen, könnte dahinter das Start-up Saralon stehen. Es hat Tinte entwickelt, mit der sich Elektronik drucken lässt. Statt herkömmlicher Druckfarbe kommen dabei elektronische Funktionsmaterialien zum Einsatz, die Batterien, Sensoren, Displays und ganze Schaltkreise erzeugen können. Damit lässt sich zum Beispiel das Markenlogo auf einer Verpackung zum Leuchten bringen, sobald der Kunde sie berührt.

(Tages-Anzeiger, 21. Januar 2020)

Das kapitalistische Wachstums- und Konkurrenzprinzip bedeutet nichts anderes, als dass – ungeachtet der tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen – eine immer grössere Anzahl von Produkten hergestellt werden, die – weil die entsprechenden Märkte längst gesättigt sind – in einem laufend schärferen Wettbewerb stehen zu ihren Konkurrenzprodukten. Wenn eine Verpackung auf dem Gestell im Supermarkt aufleuchtet, sobald man sie berührt, sind die Hersteller aller übrigen Produkte, die in diesem Supermarkt zu kaufen sind, gezwungen, ebenfalls Verpackungen herzustellen, die bei einer Berührung aufleuchten, oder besser: die vielleicht zusätzlich noch einen Duft verströmen oder Töne von sich geben oder “Hello” sagen. Dass dies mit einem laufend zunehmenden Bedarf an Energie und Rohstoffen verbunden ist, versteht sich von selber. Das Beispiel, dem unzählige weitere hinzugefügt werden könnten, zeigt, dass der Kapitalismus, so sehr sich das viele auch wünschen mögen, niemals in der Lage sein wird, ein Überleben der Menschheit auf diesem Planeten zu gewährleisten. System Change, not Climate Change: die Botschaft ist dringender und aktueller denn je. Wir müssten sie nur endlich in die Tat umsetzen…