«Unser Sicherheitsnetz ist fast zum Zerreissen gespannt.»

680 Wirbeltierarten sind seit dem Jahr 1500 ausgestorben – aufgrund menschlicher Aktivitäten. Bis zu einer Million weitere Spezies von Tieren und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht, sie könnten teilweise bereits innert der nächsten Jahrzehnte verschwinden. Urbane Flächen haben sich seit 1992 mehr als verdoppelt, und jedes Jahr gelangen zwischen 300 und 400 Millionen Tonnen Schwermetalle, Lösungsmittel, giftige Rückstände und andere Abfälle aus Industrieanlagen ins Wasser. Global erreichen 80 Prozent der Abwässer ungereinigt die Natur, über 85 Prozent der Feuchtgebiete sind verschwunden: Das sind nur einige der erschreckenden Zahlen, mit denen der erste globale Bericht des Weltbiodiversitätsrats IPBES aufwartet. Der Bericht zeichnet ein düsteres Bild. «Die Vielfalt innerhalb der Arten, zwischen den Arten und jene der Ökosysteme nimmt rasch ab, ebenso wie viele fundamentale Leistungen, die wir von der Natur beziehen», fasst Sandra Díaz von der Universidad Nacional de Córdoba in Argentinien einige seiner Kernaussagen zusammen. «Unser Sicherheitsnetz ist fast zum Zerreissen gespannt.» Es braucht, so das Fazit der Fachleute, einen grundlegenden Wandel in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, um Biodiversität und die Leistungen der Natur für den Menschen – und damit unsere Zukunft – zu sichern.

(www.nzz.ch)

Kein Wunder, ist von verschiedensten Seiten immer wieder die Forderung zu vernehmen, wir sollten keine Kinder mehr in die Welt setzen, da sie ohnehin keine Zukunft mehr hätten. Tatsächlich braucht es eine Unmenge an Optimismus, um angesichts solcher Katastrophenmeldungen nicht in eine bodenlose Resignation zu verfallen. Und dennoch, trotz allem: Resignation hat nur da ihren Platz, wo wir nicht mehr an etwas anderes zu glauben wagen als an die Fortsetzung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das uns mit seiner unersättlichen Profitgier und seinem sinnlosen Wachstumswahn überhaupt erst an diesen Punkt gebracht hat, an dem wir uns heute befinden. Es ist genau so, wie es der oben zitierte Bericht des Weltbiodiversitätsrats sagt: Es braucht einen grundlegenden Wandel in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, um die Zukunft der Menschheit zu sichern. Vielleicht die grösste Herausforderung, vor der die Menschheit jemals gestanden ist. Der Beginn eines neuen Zeitalters. Das Ende des Kapitalismus. Alles andere wäre tatsächlich nichts anderes als eine Bankrotterklärung des Menschen.

 

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