Und wieder sind die 300 reichsten Schweizerinnen und Schweizer um sagenhafte 115 Milliarden Franken reicher geworden

 

Und wieder sind sie noch viel reicher geworden, als sie schon waren: die 300 reichsten Schweizerinnen und Schweizer. Ihr Gesamtvermögen ist, wie das Nachrichtenmagazin “10vor10” am 25. November 2021 berichtet, innert Jahresfrist um sagenhafte 115 Milliarden Franken angestiegen, von 709 auf 824 Milliarden. Das ist um einiges mehr als die gesamte Wirtschaftsleistung der Schweiz und entspricht in etwa dem jährlichen Militärbudget der USA. Doch woher ist dieses viele Geld gekommen? Dirk Schütz, Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins “Bilanz”, sieht den Grund in der Coronakrise. Da macht er es sich wohl etwas allzu einfach, hat sich doch das Vermögen der 300 Reichsten schon lange vor Corona, nämlich zwischen 2009 und 2019, bereits verdoppelt. Nein, der Grund für die wundersame Geldvermehrung muss woanders liegen. Denn definitiv ist dieses Geld weder vom Himmel gefallen, noch ist es in irgendwelchen Muscheln auf dem Meeresgrund gewachsen. Nun, woher könnte es gekommen sein? Der Gründe gibt es viele, und alle liegen im kapitalistischen Geld- und Wirtschaftssystem begründet. Reich werden kann man beispielsweise dadurch, dass man Geld und Besitztümer erbt. Oder dadurch, dass man ein besonders erfolgreiches Unternehmen führt, dessen Gewinn, einfach gesagt, auf einem möglichst geringen Aufwand und einem möglichst hohen Ertrag beruht. Oder dadurch, dass man Aktien besitzt und dadurch von der Arbeit anderer profitiert. Oder dadurch, dass man Immobilien besitzt und diese möglichst teuer vermietet. Oder durch das Handeln mit billigen Rohstoffen, die man viel teurer verkauft. Oder durch alle möglichen Versicherungs- und Finanzgeschäfte aller Art. Und so weiter. Aber stets muss irgendwer, der selber nicht davon profitiert, diesen Reichtum buchstäblich im Schweisse seines Angesichts erarbeiten. Es ist die unaufhörliche Umverteilung von den Arbeitenden zu den Besitzenden: Wer viel besitzt, wird zwangsläufig über kurz oder lang noch mehr besitzen. Wer aber wenig besitzt, kann so viel arbeiten, wie er will und wird dennoch nicht reicher. Jeder Franken, der in der Kasse des Reichen klingt, ist ein Franken, der in der Lohntüte des Arbeiters, der Verkäuferin im Supermarkt und des Sozialhilfeabhängigen fehlt. Unglaublich, dass die Lüge, wonach Reichtum stets die Frucht harter Arbeit und daher redlich “verdient” sei, nicht schon längstens aufgeflogen ist, dies umso mehr, als das Phänomen ja nicht nur in der Schweiz, sondern auch weltweit in gleicher Weise zu beobachten ist und daher wohl nicht ein Zufall sein kann, sondern eben die ganz zwangsläufige und logische Folge des kapitalistischen Wirtschafts- und Finanzsystems. Höchst bedauerlich, dass weder im Nachrichtenmagazin wie “10vor10”, noch im Wirtschaftsmagazin “Bilanz”, das in einer Hochglanzausgabe regelmässig Ende November die 300 Reichsten ausführlich porträtiert, über solche Zusammenhänge jemals etwas zu lesen und zu hören ist. Fairerweise müsste man zumindest, wenn man schon die 824 Milliarden zeigt, die oben angekommen sind, auch zeigen, wo und wem sie jetzt fehlen…