Topmodel Bella Hadid eine Antisemitin? Höchst tendenziöse Berichterstattung in der “Sonntagszeitung” vom 21. Juli 2024…

Unter dem Titel “Noch jemand wach im Marketing?” wirft Marlene Knobloch in der “Sonntagszeitung” vom 21. Juni Bella Hadid, mit der Adidas seine neuen Sneaker bewirbt, „Antisemitismus“ vor, weil sie auf Demos den Slogan „From the River to the Sea, Palestine will be free“ brülle. Knobloch wirft die Frage auf, ob es wohl “eine gute Idee” gewesen sei, als “Gesicht für diese Werbekampagne” eine “palästinensische Aktivistin” zu wählen, die “regelmässig gegen den israelischen Staat austeilt”. Ohne auch nur einen einzigen weiteren Beleg für die angeblich antisemitische Haltung von Bella Hadid anzuführen, vergleicht Knobloch im gleichen Atemzug diese Werbekampagne mit jener aus dem Jahre 2013, als das damalige Adidas-Markengesicht Kanye West ein Hakenkreuz auf eine Schuhskizze gekritzelt und einem Adidas-Mitarbeiter geraten haben solle, jeden Tag ein Bild von Hitler zu küssen.

Warum verschweigt Knobloch, dass man den erwähnten Slogan auch ganz anders interpretieren kann? So versteht ihn der amerikanische Historiker Robin D.G. Kelley als „Forderung nach einem einheitlichen, demokratischen und säkularen Staat, in dem die Juden volle Gleichberechtigung geniessen sollten.“ Die israelischen Historiker Amos Goldberg und Alon Confino weisen darauf hin, dass man, wenn man den Slogan als Forderung nach der Zerstörung Israels interpretiert, dann konsequenterweise auch die israelische Forderung nach einem „Gross-Israel vom Mittelmeer bis zum Jordan“ als Aufruf zur Vernichtung des palästinensischen Volkes ansehen müsste. Und Ruth Dreifuss, ehemalige Schweizer Bundesrätin mit jüdischen Wurzeln, sagt: “Ich verstehe diese Parole so, dass die Region vom Jordan bis zum Mittelmeer frei sein soll von Krieg und Diskriminierung. Das wäre eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts.”

Wozu eine so tendenziöse Berichterstattung? Wird nicht ohnehin schon genug Öl ständig von allen Seiten ins Feuer gegossen? Seriöser, nicht aufs sensationslüsterne Zuspitzung bedachter Journalismus müsste doch bestehende Feindbilder durch möglichst sachliche Informationsvermittlung abbauen, statt sie zusätzlich zu schüren.