Überaus einseitige Berichterstattung in der Sonntagszeitung vom 5. November 2023

Ganze zwei Seiten, die prominenten und meist gelesenen Seiten zwei und drei, stellt die schweizerische “Sonntagszeitung” vom 5. November 2023 Arye Shalicar, dem Sprecher der israelischen Armee, zur Verfügung, um seine völlig einseitige Sicht der Dinge auszubreiten. Shalicar sagt unter anderem, im Gegensatz zu Terroristen hätte sich die israelische Armee ans Kriegsrecht zu halten, und verliert kein Wort darüber, dass schon fast 10’000 Zivilpersonen, darunter ein grosser Teil Kinder, durch die israelischen Bombardierungen ums Leben gekommen sind und auch bereits mehrmals Spitäler, Flüchtlingslager, Schulen, Moscheen und Ambulanzen von Bombardierungen betroffen waren. Weiter behauptet Shalicar, Israel hätte kein Interesse, dass Zivilisten Opfer werden, und hätte deshalb die Bevölkerung im Norden des Gazastreifens aufgefordert, in den Süden zu gehen, verschweigt aber, dass auch dort die Bombardierungen unvermindert weitergehen. An Zynismus nicht mehr zu übertreffen ist es, wenn Shalicar den Einsturz ganzer Wohngebäude nicht auf die Bombardierungen durch Israel zurückführt, sondern darauf, dass die betroffenen Quartier durch die Hamas untertunnelt worden seien. Schliesslich drückt Shalicar seine Zweifel an einem Schweizer Vermittlungsversuch in diesem Konflikt aus, vermutlich, weil es da aus seiner Sicht sowieso nichts zu vermitteln gibt.

Was hat die Redaktion der “Sonntagszeitung” wohl dazu bewogen, einer so einseitigen Darstellung so viel Platz und Gewicht einzuräumen? Und dies ausgerechnet in einer Zeit, da polarisierende Meinungsbildung sowieso schon hoch im Kurs ist und nichts so wichtig wäre wie eine ausgewogene, faire, gegenüber beiden Seiten gleichermassen kritische Berichterstattung.