«System Change» – kein Sonntagsspaziergang

Weite Teile der Klimajugend fordern einen «System Change». Und auch die Sozialdemokratische Partei der Schweiz hat die «Überwindung des Kapitalismus» als politisches Ziel in ihr Parteiprogramm aufgenommen. Bloss: Was heisst das konkret, die Überwindung des Kapitalismus? Das wäre alles andere als ein Sonntagsspaziergang. Es wäre vielmehr eine so umfassende und komplexe Angelegenheit, dass die gängigen Kommunikationsmittel auch nicht im Entferntesten genügen würden, sich vertieft mit diesem Thema zu beschäftigen. Weder eine Nachricht auf Twitter, noch ein Post auf Facebook, noch ein Flyer, ein Transparent oder eine Fahne vermögen auch nur einen Bruchteil dessen zu vermitteln, wie eine Welt ohne Kapitalismus aussehen würde und auf welchem Wege man dorthin gelangen könnte. Es bräuchte ein mindestens 500 Seiten dickes Buch, um Ziele und Methoden dieser politischen Arbeit einigermassen angemessen abzuhandeln. Doch wer liest heute noch 500seitige Bücher und vor allem müsste ein solches Buch überhaupt erst einmal geschrieben werden. Was also tun? Eine Möglichkeit wären vielleicht so etwas wie Zukunftswerkstätten, die sich diesem Thema widmen könnten und an denen sich all jene Kinder und Jugendlichen der Klimabewegung beteiligen würden, die von einem «System Change» träumen. Das wären so etwas wie Wurzeln einer neuen, nichtkapitalistischen Zeit, aus denen dann nach und nach der Stamm und all die Äste und Zweige hervorspriessen würden, die den Baum schliesslich in einer ganzen Vollkommenheit erstrahlen lassen. Dies hat sogar gegenüber dem 500seitigen Buch den grossen Vorteil, dass nicht eine einzelne Person, sondern Millionen von kreativen, phantasievollen, vom herrschenden Denksystem noch weitgehend unverdorbenen jungen Menschen am Aufbau dieser neuen Zeit mitarbeiten könnten – denn woher sonst soll das Neue kommen, wenn nicht aus den Menschen, die hier und heute geboren wurden?