Staatlich bewilligter und begünstigter Raubzug

An der Schweiz haftet schon lange der Ruf, ein teures Pflaster zu sein. Da erstaunt es kaum, dass ein Silvesteraufenthalt in den Bergen im Normalfall eine ziemlich teure Angelegenheit wird. Doch wer ein paar hundert Franken für eine Hotelübernachtung bereits für teuer hält, hat sich noch nie mit den richtig exquisiten und luxuriösen Angeboten auseinandergesetzt, welche die Schweizer Hotellerie anbietet… Die britische Tageszeitung «The Telegraph» kürte die «Panorama Suite» vom Hotel The Alpina in Gstaad vor einem Jahr zur schönsten Suite der ganzen Schweiz sowie zu den 50 besten Hotel-Suiten weltweit. «Unprätentiös und geschmackvoll – für erstklassige Unterkünfte in den Elite-Skigebieten Europas keine Selbstverständlichkeit – ist die Panorama-Suite, die, wie vieles andere am Hotel, mit Altholz ausgestattet ist und der Schweizer Heimat sowie Landschaft subtilen Tribut zollt», schwärmt The Telegraph. Konkret handelt es sich um eine 400 Quadratmeter grosse Maisonette-Wohnung mit drei Schlafzimmern und zwei Etagen. Richtung Norden und Süden bietet die Suite einen schönen Panoramablick auf die Alpen. Neben einer Kaminlounge findet der Gast in der oberen Etage ein privates Spa mit Whirlpool, Fitness- und Massageraum….  Eine 308 Quadratmeter grosse Suite des Bürgenstock-Hotels verfügt über eine Dachterrasse mit Panoramablick auf den See und die Berge, einen Kamin, einen privaten Massageraum, eine Bibliothek, eine Sauna und ein Badezimmer mit einer Doppelwanne und einer Regendusche. Auf dem Buchungsportal booking.com wurde die Suite zuletzt zum Preis von 20’040 Franken inklusive «fabelhaftem Frühstück» angepriesen. Mitte November kostete die gleiche Suite für Silvester noch 75 Prozent mehr, nämlich satte 35’100 Franken…. 2013 eröffnete das Edelhotel Chedi vom Ägypter Samih Sawiris in Andermatt seine Pforten. Aus dem beschaulichen Bergdorf im Kanton Uri soll ein führendes Luxusresort werden, lautete damals das ambitionierte Ziel. Nach Jahren roter Zahlen läuft es dem Chedi gemäss Angaben von Sawiris inzwischen besser. Am 22. Dezember wurde nun die Skigebietsverbindung Andermatt-Sedrun fertiggestellt, was die Gegend zum grössten Skigebiet der Zentralschweiz macht. Preislich steht das Chedi den anderen Luxusresorts in der Schweiz in nichts nach: Eine Nacht in der Furka-Suite kostet im Durchschnitt 15’000 Franken pro Nacht, an Silvester dürften es noch etwas mehr sein. Die Suite ist 330 Quadratmeter gross und bietet maximal 8 Gästen Platz. Die Ausstattung beinhaltet unter anderem einen privaten Weinschrank sowie ein privates Spa mit Sauna, Dampfbad und Whirlpool… Richtig geräumig ist die Penthouse Suite des Grand Resort Bad Ragaz, die auf bis zu 600 Quadratmeter erweitert werden kann. Kostenpunkt: 15’000 Franken pro Nacht. In der günstigeren Variante gibt es 440 Quadratmeter zum Preis von 11’000 Franken. Das Luxuszimmer wird beworben mit einem exklusiven Interieur im Cavalli-Design mit edlen Materialien wie Palisanderholz, Rochenleder oder Nussbaumparkett. Die Suite befindet sich am höchsten Punkt des Resorts und bietet einen schönen Blick auf die umliegende Berglandschaft. In der erweiterten Version gibt es eine umlaufende Terrasse mit einem Outdoor-Jacuzzi. Hinzu kommen Whirlwanne, Glass-Sauna, Dampfbad und ein privater Butler-Service… Geht es um luxuriöse Hotelübernachtungen, dann darf natürlich auch der Nobel-Skiort St. Moritz nicht fehlen. Besonders edel ist hier die Hans-Badrutt-Suite des Hotel Palace, für welche jedoch mindestens 13’000 Franken hingeblättert werden müssen. Der Eingangsbereich ist marmoriert, auch das Bad ist aus italienischem Marmor. Es stehen ausserdem eine Bibliothek, ein Piano, eine geräumige Terrasse sowie ein Jacuzzi zur Verfügung. Im Preis inkludiert sind etwa ein Rolls-Royce-Transfer, ein Butler-Service und die Kinderbetreuung… Und gleich nochmal eine Nobel-Suite in St. Moritz, welche jedoch mit ihrem Preis von 7’490 Franken im Vergleich fast schon wie ein Schnäppchen wirkt. Ausgestattet ist sie mit zwei Schlafzimmern, einem grosszügigen Wohn- und Essbereich mit Kamin, Balkonen, zwei Bädern und einem Gäste-WC mit See- und Bergblick. Die Grösse beträgt insgesamt 218 Quadratmeter.

(www.watson.ch)
Jetzt wissen wir, weshalb in der Schweiz 300’000 Menschen von Sozialhilfe abhängig sind und weshalb 150’000 Menschen trotz einem Vollzeitjob von ihrem Lohn nicht leben können. Die beiden Kehrseiten der kapitalistischen Medaille: Reichtum und Armut. Was unten fehlt, wird oben in sinnloser Fülle angehäuft. Beraubung der arbeitenden Bevölkerung durch die Oberschicht der Reichen und Mächtigen, staatlich und wirtschaftspolitisch legitimiert und begünstigt. Wie lange kann das noch gut gehen?