Schweiz: Besitz- und Vermögensverhältnisse wie zur Zeit der Französischen Revolution…

 

Gemäss neuster Vermögensstatistik des Bundes besitzen alle Schweizer Steuerpflichtigen zusammen ein Reinvermögen von 1994 Milliarden Franken. Davon befinden sich gerade mal 1,4 Prozent in den Händen der ärmeren Hälfte der Schweizer Bevölkerung, während die reichere Hälfte 98,6 Prozent dieser Summe besitzt. Die reichsten 0,3 Prozent der Bevölkerung verfügen sogar über 32 Prozent des gesamten Reinvermögens. Dass solche Eigentumsverhältnisse nicht schon längst zu einer Revolution geführt haben, ist das reinste Wunder. Denn die heutige Vermögensverteilung in der Schweiz entspricht ungefähr der Vermögensverteilung in Frankreich im 18. Jahrhundert, und dort kam es als Folge davon im Jahre 1789 immerhin zu einer Revolution, die das gesamte frühere Regierungssystem und die herrschenden Besitzverhältnisse auf den Kopf stellte. Nun, dass die Revolution hierzulande immer noch auf sich warten lässt, hat vermutlich vor allem zwei Gründe. Erstens sind unser Lebensstandard und unsere sozialen Sicherheitsnetze insgesamt auf einem genug hohen Niveau, so dass, im Gegensatz zum damaligen Frankreich, vorläufig noch niemand verhungern muss und sich selbst die Ärmsten unter Aufbietung aller Kräfte bis zu körperlicher und psychischer Erschöpfung gerade noch knapp über Wasser halten können. Der zweite Grund ist das Märchen, das uns einmal erzählt wurde und an das wir, ob Reich oder Arm, auf wundersame Weise immer noch alle glauben. Dieses Märchen besagt, dass alle, die reich sind, dies auch redlich verdient hätten, während demzufolge all jene, die arm sind, an ihrer Armut selber Schuld seien. Tatsächlich aber trifft das Gegenteil zu: Wer viel arbeitet, wird deswegen nicht reich. Sonst müssten nämlich alle Köche, Serviceangestellte, Bauarbeiter, Putzfrauen, Coiffeusen und Krankenpflegerinnen Millionäre und Millionäre sein. Die Wahrheit ist: Reich wird nicht, wer viel arbeitet, reich wird, einfach gesagt, wer viel besitzt. Sei es in Form einer Erbschaft, sei es in Form gewinnbringender Obligationen, Aktien oder anderer Wertpapiere, sei es in Form von Immobilien, die in Form von Mieten nicht selten horrende Gewinne abwerfen, sei es durch Handeln, Kaufen und Verkaufen von Geld und Gütern mit Riesenprofiten, ohne dass dafür ein Finger gekrümmt werden muss, sei es in Form von Löhnen auf den obersten Etagen der kapitalistischen Machtpyramide, die jeglichem gesunden Menschenverstand spotten. Aber es geht noch viel weiter: Wenn die Reichen ihren Reichtum immer grösser anwachsen lassen, dann müssen andere dafür umso grössere Opfer erbringen: all jene Menschen, die Tag für Tag hart arbeiten und dennoch einen viel zu geringen Lohn bekommen, der weit unter dem liegt, was ihre Arbeit eigentlich Wert wäre. Die permanente Umverteilung von unten nach oben. Oder, anders gesagt: Der permanente Raubzug der Reichen gegen die Armen. Wie lange kann das so weitergehen, bis es dann vielleicht doch noch eines Tages zur Revolution kommt?