Schön gesagt, aber meilenweit von der Realität entfernt

«Wir leben nicht im Kapitalismus, sondern in der sozialen Marktwirtschaft.»

(Paul Ziemiak, CDU-Generalsekretär, in der Talksendung «maybrit illner», ZDF, 28. März 2019, zum Thema Klimastreik)

Schön gesagt. Aber in Tat und Wahrheit eine totale Verdrehung der tatsächlichen Machtverhältnisse. Es ist sogar so, dass wir nicht bloss im Kapitalismus leben, sondern sogar in seiner extremen Endphase: Noch nie waren weltweit die Gegensätze zwischen Arm und Reich so gross wie heute. Noch nie hat die Gier nach Reichtum und nach grösstmöglichen Profiten so wilde Blüten getrieben wie heute. Noch nie waren die Menschen, die Tiere, die Pflanzen, die ganze Natur und die Erde in ihrer Existenz so lebensbedrohlich gefährdet wie heute. Noch nie waren so viele Staaten militärisch dermassen hochgerüstet, dass sie sich gegenseitig gleich mehrfach dem Erdboden gleich machen könnten. Wir lebten nicht im Kapitalismus – so etwas kann nur einer sagen, der auf der Sonnenseite jener weltweiten Ausbeutungsketten lebt, an deren anderem Ende die Menschen in unsäglichem Elend leben. Der heutige Kapitalismus ist nicht weniger brutal als jener des 19. Jahrhunderts. Der Unterschied liegt nur darin, dass Täter und Opfer weit voneinander entfernt sind, die Fäden der Ausbeutung unsichtbar gemacht wurden und man der Illusion nachhängen kann, das eine und das andere hätten nichts miteinander zu tun.