SBB Cargo: Man kann etwas auch so lange “gesundschrumpfen”, bis es nicht mehr existiert

 

Eigentlich müssten gemäss der vom Schweizer Volk angenommenen Alpeninitiative Güter innerhalb der Schweiz vermehrt von der Strasse auf die Schiene umgelagert werden. Doch in der Realität ist genau das Gegenteil der Fall: Betrug der Anteil der auf der Schiene transportierten Güter 1980 noch rund 60 Prozent, sind es heute gerade noch 23 Prozent. Wie ein Beitrag der “Rundschau” am Schweizer Fernsehen vom 7. Oktober 2020 drastisch aufzeigte, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis SBB Cargo, das seit 2019 keine Subventionen mehr erhält und gemäss Gütertransportgesetz “eigenwirtschaftlich”, das heisst rentabel funktionieren muss, so gründlich gesundgeschrumpft ist, dass es am Ende gänzlich von der Bildfläche verschwunden sein wird. Alle Fakten und Zahlen deuten jedenfalls darauf hin: So wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche kleinere Umladestationen aufgehoben und damit die Attraktivität des Angebots für viele Firmen aufgehoben. Zudem wurde die Belegschaft zwischen 2001 und 2020 von 5’091 auf 2’240 Angestellte reduziert, für die folgenden drei Jahre ist ein weiterer Abbau von 800 Stellen geplant. Kein Wunder, spricht Isabelle Betschart Kühne, Leiterin Produktion SBB Cargo, von einer unerträglichen Situation: “Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, uns geht buchstäblich das Geld aus, damit wir auch in Zukunft die Löhne bezahlen können.” Da tönt es wie ein schlechter Witz, wenn Nils Planzer, Geschäftsführer der Planzer Transport AG und Mitbesitzer von SBB Cargo, meint, am Schluss müsse “SBB Cargo etwas Gesundes sein, das eigenwirtschaftlich ist und sich selber tragen kann.” Dies, so Planzer, werde sicher bedeuten, dass SBB Cargo zukünftig weniger Mitarbeitende haben werde als jetzt. Wie weit sind wir eigentlich gekommen, dass der CEO eines Privatunternehmens, welches Güter auf der Strasse transportiert, auf die zukünftige Entwicklung der SBB Cargo offensichtlich mehr Einfluss hat als die öffentliche Hand? Es gibt nun mal aus strukturellen Gründen Unternehmen, die sich eben nicht “selber tragen können”. Was ist denn so schlecht daran, diesen unter die Arme zu greifen, vor allem dann, wenn höhere Interessen wie das Gemeinwohl oder, in diesem Falle, der Klimaschutz betroffen sind? Wenn SBB Cargo 1980, als es noch Bundessubventionen erhielt, 60 Prozent der Güter transportierte und heute nur noch 23 Prozent, dann müsste man schon sehr gute Argumente ins Feld führen, um nicht schleunigst wieder eine wie auch immer ausgestaltete Form von “Subvention” von SBB Cargo einzuführen…