Parlament: Kein angemessenes Abbild der Bevölkerung

Mit einem Frauenanteil von 32 Prozent im Nationalrat belegt die Schweiz derzeit den 36. Rang unter 191 Staaten. Im Jahr 2004 hatte die Schweiz noch an 22. Stelle rangiert. Seither wurde sie vor allem von afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten überholt. Ein afrikanisches Land ist es auch, das die IPU-Rangliste seit Jahren dominiert: Ruanda, dessen Parlament zu fast zwei Dritteln weiblich besetzt ist. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Bolivien und Kuba.

(www.handelszeitung.ch)

Zweifellos ist die Diskussion rund um den Frauenanteil in Parlamenten, aber auch auf den Chefetagen der Wirtschaft von grösster Bedeutung. Daneben aber findet eine andere, mindestens so notwendige Diskussion erstaunlicherweise ganz und gar nicht statt, die Diskussion nämlich, wie die einzelnen Berufsgruppen sowie die sozialen Schichten in Regierungen und Parlamenten vertreten sind. Schauen wir uns die Zusammensetzung des Nationalrats an, so finden wir eine überwiegende Anzahl von Männern und Frauen mit höheren Berufsabschlüssen. Hingegen fehlen Personen, die «nur» einen Volksschulabschluss haben, gänzlich. Vergebens sucht man im Parlament ein Zimmermädchen, einen Koch, eine Serviceangestellte, eine Putzfrau, einen Automechaniker, einen Fabrikarbeiter, einen Bauarbeiter, eine Coiffeuse, eine Krankenpflegerin, eine Floristin, einen Kehrichtmann, eine Verkäuferin, einen Postboten, einen Kanalreiniger oder eine Prostituierte. Hunderttausende von Werktätigen, die meist wenig verdienen, mit ihrer täglichen Plackerei aber jene Basis bilden, ohne die unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und damit auch unsere Politik von einem Tag auf den anderen in sich zusammenfallen würden, sind in unseren Parlamenten und unseren Regierungen mit keiner einzigen Stimme vertreten! Und wenn man dann noch bedenkt, dass jeder Kandidat und jede Kandidatin für den National- und Ständerat aus dem eigenen Sack durchschnittlich 7500 Franken aufzuwerfen hat, dann wird eine solche «Demokratie» erst recht zur Farce und wir haben wenig Grund, mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen, in denen Korruption und käufliche Karrieren an der Tagesordnung sind. Wir sind selber auf dem besten Weg dorthin…