Mindestlohn von 23 Franken im Kanton Genf: erst ein kleiner Schritt in die richtige Richtung

 

Es ist ja schön, gilt nun auch im Kanton Genf seit der Abstimmung vom 27. September 2020 ein Mindestlohn von 23 Franken. Und doch geht das noch viel zu wenig weit. Wenn Herr B., seines Zeichens Vermögensverwalter, am Morgen aufsteht, haben bereits Tausende von Menschen für ihn gearbeitet: der Bäcker, der das Brot gebacken hat, das Herr B. zum Frühstück isst, der Kehrichtmann, der schon frühmorgens den Abfall des Hauses abtransportiert hat, die Maurer, Malerinnen, Zimmermänner und Elektrikerinnen, die das Haus gebaut haben, in dem er wohnt, die Minenarbeiter, welche die seltenen Metalle zu Tage befördert haben, ohne die weder sein Laptop noch sein Smartphone funktionieren würden, die Fabrikarbeiter, die sein Auto zusammengebaut haben, die Textilarbeiterinnen in Bangladesh, die sein Hemd, seine Krawatte und seinen Anzug genäht haben, mit denen er heute zur Arbeit gehen wird. Und dies alles ist erst eine winzige Auswahl jener Arbeiten, die weltweit verrichtet werden müssen, damit Herr B. hier und heute seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen kann, die ihm Monat für Monat ein stattliches Einkommen beschert und ihm jenen luxuriösen Lebensstil ermöglicht, den er und seine Familie so schätzen. Doch obwohl der Bäcker, die Textilarbeiterin, die Minenarbeiter und die Bauarbeiter das schöne Leben von Herrn B. überhaupt erst möglich machen, verdienen sie allesamt doch um ein Vielfaches weniger als er. Eigentlich müsste Herr B. fairerweise seinen Lohn mit all jenen teilen, die dazu beigetragen haben, dass er ihn verdienen konnte. Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass alle gleich viel verdienen würden. Ein weltweiter Einheitslohn also. Eine Idee, die auf den ersten Blick als zu utopisch oder geradezu verrückt erscheinen mag, doch wie sagte schon wieder Albert Einstein? “Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd erscheint, gibt es keine Hoffnung für sie.”