«Die Dynamik des Profits muss durch die Freude an der Dienstleistung ersetzt werden.»

Vor 22 Jahren feierte der damalige Migros-Chef Peter Everts den Kauf der Warenhauskette Globus als «Meilenstein» in der Firmengeschichte von Migros. Doch das sind längst vergangene Zeiten. Heute hat der Detailhandelsriese Migros mitgeteilt, dass er Globus, der seit Jahren rote Zahlen schreibe, verkaufen wolle. Ebenfalls auf der Verkaufsliste stehen das Möbelhaus Interio und der Dekoartikelverkäufer Depot. Und dies, obwohl Migros 2018 einen Reingewinn von einer halben Milliarde Franken erzielte.

(10vor10, Schweizer Fernsehen, 27. Juni 2019)

Eigentlich wären das ja ideale Voraussetzungen: Migros erzielt einen Jahresgewinn von einer halben Milliarde Franken und könnte sich somit unter seinen zahlreichen Tochterfirmen, die rentabel sind und zu diesem Gewinn beitragen, durchaus auch zwei oder drei Zweige leisten, die negative Zahlen schreiben. Dies umso mehr, als sowohl Globus wie auch Interio und Depot über ein überaus breites, qualitativ hochstehendes und bei der Stammkundschaft sehr beliebtes Angebot verfügen. Das wäre ja Quersubventionierung, werden die Verfechter der «reinen Lehre» der freien Marktwirtschaft ausrufen. Doch was soll an einer solchen Quersubventionierung so schlecht sein? Wenn die Stärkeren die Schwächeren stützen und umgekehrt die Schwächeren von den Stärkeren profitieren – ist dies nicht eine im Grunde geniale Idee, die auch dem ursprünglichen Genossenschaftsgedanken der Migros ganz und gar entsprechen würde? Denn es geht ja nicht nur um die produzierte Ware und die Kundschaft, es geht auch um unzählige Arbeitsplätze, die verloren zu gehen drohen, da es, zumindest im Moment, gar keine potenziellen Käufer für Globus, Interio und Depot zu geben scheint. Logisch, denn wer will schon eine Firma kaufen, die bloss Verluste einfährt. Somit sind die drei «Sorgenkinder» bei der Migros genau am richtigen Platz. Hätten soziale, kulturelle und ethische Kriterien das gleiche Gewicht wie rein ökonomische, dann müsste die Migros stolz darauf sein, drei so traditionsreiche und wertvolle Firmen ihr eigen zu nennen, selbst wenn sie im rein ökonomischen Sinn nicht gewinnbringend sind. Ganz im Sinne des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler, der sagte:

«Die Dynamik des Profits muss durch die Freude an der Dienstleistung ersetzt werden.»