Klimajugend und Wirtschaftsverbände: Alle im gleichen Boot

Am 15. Mai 2020 sollen so viele Menschen auf die Strasse gehen und für das Klima demonstrieren, wie es die Schweiz noch nie gesehen hat. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen die Aktivisten Verbände, Organisationen, Gemeinden und Unternehmen angehen – auch solche, die die Interessen der Wirtschaft vertreten. Nur: Die wollen nicht. Sie sagen auf Anfrage zwar, dass auch sie etwas gegen die Klimakrise tun wollten. «Ein Streik ist aber nicht unser Mittel», sagt etwa Corinne Aeberhard, Leiterin Kommunikation des Schweizerischen Gewerbeverbandes. Die Wirtschaft lahmzulegen, sei ihren Interessen diametral entgegengesetzt.

(Tages-Anzeiger, 7. November 2019)

Noch scheint das alte Denken, wonach sich Gesellschaft, Arbeitswelt und Wirtschaft in unterschiedliche Interessenträger aufspalten, vorzuherrschen: hier die klimastreikende Jugend, dort die Wirtschaft, hier linke Politik, dort rechte Politik, und nichts dazwischen. Dabei müsste doch längst klar sein, dass wir alle im gleichen Boot sitzen, in dem wir entweder alle miteinander untergehen oder in dem wir alle miteinander überleben. Wenn es den Wirtschaftsverbänden mit ihrem Anliegen, die Wirtschaft auf keinen Fall lahmzulegen, wirklich ernst wäre, dann müssten sie sich unverzüglich an den Aktivitäten der Klimajugend beteiligen, denn wenn wir nicht schleunigst etwas unternehmen, dann ist früher oder später nicht nur die Wirtschaft, sondern das gesamte Leben auf diesem Planeten lahmgelegt.