Kein Platz für das private Motorfahrzeug

«Ich halte Verbote älterer Dieselfahrzeuge für falsch. Vielmehr muss es das Ziel sein, ältere Fahrzeuge durch neueste Technologien zu ersetzen. Die sozialpolitischen Aspekte müssen dabei auch berücksichtigt werden, um allen Schichten die individuelle Mobilität zu sichern.»

(Marcel Guerry, Emil Frey AG, in: Tages-Anzeiger, 5. März 2019)

Aha. Der Vertreter der Automobilbranche kümmert sich um «sozialpolitische Aspekte» und setzt sich dafür ein, dass für «alle Schichten» die «individuelle Mobilität» gesichert sein müsse. Tönt ja gut. Aber würde dies, weitergedacht, nicht bedeuten, dass sämtliche Bewohner und Bewohnerinnen der Erde ein Anrecht auf ein privates Auto haben müssten? Denn es gibt keinen Grund, einer Familie aus Malawi dieses Recht, das eine Schweizer Familie ganz selbstverständlich in Anspruch nimmt, nur deshalb zu verweigern, weil sie im «falschen» Kontinent geboren wurde. Und wie ist es mit dem Fliegen? Auch da könnte man «sozialpolitisch» genau gleich argumentieren und daraus die Forderung ableiten, jeder Mensch – weltweit – müsste ein Recht aufs Fliegen haben. Wir sehen: Die «sozialpolitische» Argumentation ist, angesichts des drohenden Klimawandels und aller weiterer Folgen des Individualverkehrs, nicht zielführend. Die Argumentation müsste genau in die entgegengesetzte Richtung gehen: Die Frage wäre, welche Transportmittel und in welchem Ausmass allen Menschen zugänglich sein müssten, ohne dass es dadurch zu unverantwortbaren ökologischen Folgen kommen dürfte. Würde man eine solche Bestandesaufnahme vornehmen, hätte vermutlich das private Motorfahrzeug auf dieser Erde keinen Platz mehr. Dafür hätte jeder Erdenbewohner und jede Erdbewohnerin ein Fahrrad sowie kostengünstigen oder sogar kostenlosen Zugang zu einem äusserst fein verästelten öffentlichen Verkehrssystem, das jeden noch so abgelegenen Ort zuverlässig bedienen würde.