Kakaoanbau: Gerechterweise müssten die Produzenten den grössten Anteil am Gesamtgewinn haben

Gemäss einer neuen Studie der Universität Chicago führten 2018/19 41 Prozent der in Ghana und der Elfenbeinkäste im Kakaoanbau tätigen Kinder gefährliche Arbeiten aus, zehn Jahre zuvor waren es 30 Prozent gewesen. Arbeiteten 2008/09 28 Prozent der Kinder mit scharfem Werkzeug, waren es zehn Jahre später schon 35 Prozent. Trugen 2008/09 23 Prozent der Kinder schwere Lasten, belief sich diese Zahl zehn Jahre später bereits auf 28 Prozent. Noch extremer sehen die Zahlen beim Arbeiten mit agrochemischen Produkten aus: Hier zeigt sich in diesen zehn Jahren eine Zunahme von 5 auf 24 Prozent der Kinder.

(Tages-Anzeiger, 21. April 2020)

Allenthalben fordern Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen zu Recht eine Abschaffung der Kinderarbeit. Doch diese Forderung greift zu kurz. Das einzige wirklich wirksame Mittel zur Bekämpfung der Kinderarbeit wäre eine massive Erhöhung der Löhne aller im Kakaoanbau tätigen Erwachsenen. Sie lassen ihre Kinder ja nicht deshalb so gefährliche, anstrengende und beschwerliche Arbeiten verrichten, weil sie daran besonderen Spass hätten, sondern einzig und allein deshalb, weil sie ohne das Einkommen der Kinder schlicht und einfach nicht überleben könnten. Nicht die Verarbeiter, Transporteure und Verkäufer müssten den Löwenanteil am Gesamtgewinn haben, sondern jene Menschen, die auf den Plantagen unter schwersten Bedingungen die anstrengendsten und gefährlichsten Arbeiten verrichten und ohne deren tagtägliche Plackerei der ganze Überbau bis hin zum Konsum in den reichen und reichsten Ländern wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen würde.