Indien: Naturschutz contra Menschenschutz

Als grosse Errungenschaft wurde im Jahre 2006 in Indien die Forest Rights Act gefeiert. Sie gab Millionen von Ureinwohnern die Möglichkeit, ihre Wohngebiete in den Urwäldern amtlich registrieren zu lassen und dann dort zu bleiben. Doch mittlerweile sind nur etwa 40 Prozent der von Ureinwohnern eingebrachten Anträge genehmigt worden. Widerstände gibt es von der Bürokratie, von Unternehmen, die Bodenschätze ausbeuten wollen, von Regierungen einzelner Bundesstaaten, die Land für Strassen und andere Infrastrukturanlagen sichern wollen, und von Umweltorganisationen, welche den Schutz seltener Tiere wie dem Tiger höher gewichten als die traditionellen Lebensweisen von Stammesgesellschaften. Diese Umweltorganisationen bekamen nun vom Obersten Gericht teilweise Recht: In 16 Bundesstaaten müssen die Behörden bis am 24. Juli die Wegweisung von Ureinwohnern und anderen Landlosen durchsetzen. Mehr als eine Million Menschen würden somit ihre Wohngebiete verlieren, klagt die Menschenrechtsorganisation Survival International.

(www.srf.ch)

Wie wenn man Menschenschutz von Naturschutz trennen könnte. Das Beispiel zeigt: Während der Kapitalismus ein weltumspannendes, homogenes System ist, das überall nach den gleichen Regeln funktioniert und überall die gleichen Interessen der Profitvermehrung verfolgt, sind seine Gegner in unzählige Parteien, Organisationen, Grüppchen und Gruppen zersplittert, die, wie das Beispiel der indischen Ureinwohner zeigt, oft sogar untereinander zerstritten sind, sich gegenseitig bekämpfen und um eine möglichst grosse Anhängerschaft wetteifern. Soll der Kapitalismus wirksam bekämpft werden, dann müssten sich weltweit alle antikapitalistischen Kräfte zu einer grossen Sammelbewegung zusammenschliessen im Kampf für eine andere Welt, in der die Interessen von Mensch und Natur nicht mehr auseinanderdividiert werden, sondern alles mit allem in einen grossen, harmonischen Einklang gebracht wird.