Hochleistungssport: Jetzt schicken sie schon 16jährige Mädchen in den Krieg

 

“Olympia ist kein Spass”, sagt die 24jährige US-amerikanische Kunstturnerin Simone Bailes, und: “Ich spüre das Gewicht der ganzen Welt auf meinen Schultern.” Tatsächlich, Nicht weniger als sechs Goldmedaillen erwartet die “Welt” an den Olympischen Spielen 2021 in Tokyo von Bailes, alles andere wäre eine bittere Enttäuschung. Doch dann passiert es: ein Patzer bei ihrem ersten Sprung. Sie hat geplant, einen Yurchenko-Sprung mit zweieinhalb Drehungen zu machen, doch sie hat “nur” eineinhalb Drehungen geschafft, hat korrigieren müssen und ist tief gelandet. Kurz danach wird die “Welt” Zeugin, wie Bailes an der Seite einer Trainerin die Halle verlässt, um wenig später wieder zurückzukommen, weinend und mit brüchiger Stimme und beklagend, dass sie sich noch nie vor einem Sprung so unsicher gefühlt habe, noch nie so nervös gewesen sei und noch nie so wenig Selbstvertrauen gehabt habe. Die “Welt” ist schockiert. Ist das noch die gleiche Simone Bailes, die eben noch vor ein paar Tagen einen ganz neuen Sprung angekündigt hat – es wäre bereits das fünfte Element, das ihren Namen trägt -, einen höchst riskanten Sprung, , der alles Bisherige in den Schatten stellen würde: der “Yurchenko double pike”, bei dem man sich nach einem Vollsprint kopfüber mit den Händen vom Tisch abstösst und zweieinhalb Saltos später auf den Füssen landet – ein Sprung, bei dem, wenn nicht jeder Millimeter stimmt, höchste Verletzungsgefahr besteht. Was für ein Wahnsinn. Früher schickte man Soldaten in den Krieg. Heute schickt man schon 16jährige Mädchen in den Krieg. In einen Krieg um das Prestige und die Vormacht sich gegenseitig rivalisierender Grossmächte. In einen Krieg um Medaillen und Hundertstelpunkte in einem gegenseitigen Konkurrenzkampf, der immer absurdere Formen annimmt und in dem menschliche Körper nur noch dazu da sind, auf immer extremere Leistungen hinaufgeschraubt zu werden und sich gegenseitig zu zerstören. In einen Krieg, der jungen Menschen ihre ganze Kindheit raubt und ihnen vorgaukelt, sie könnten eines Tages, wenn sie sich nur genug anstrengten, zuoberst auf dem Podest stehen – obwohl dies am Ende nur einigen wenigen gelingt und alle anderen trotz aller Entbehrungen, Opfer und Schmerzen in Vergessenheit geraten. “Ich wollte bei den Olympischen Spielen”, so Simone Bailes, “eigentlich nur einfach Spass haben und endlich etwas für mich tun, nachdem ich immer nur für andere etwas getan habe.” Ob die “Welt” diese Botschaft wohl vernommen hat?