«Heute kämpfen wir Kinder selbst»

Rund 1,6 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben am 24. Mai 2019 in über 120 Ländern am Weltklimastreiktag teilgenommen. Sensationell. Hatten viele Erwachsene der Klimastreikbewegung, als sie vergangenen November begann, nur eine kurze Dauer vorausgesagt, da das Engagement Jugendlicher und die Begeisterung für ein bestimmtes Thema meist ziemlich rasch wieder verfliege, ist nun genau das Gegenteil der Fall: Während die erwachsene Medienwelt von einem «Hype» zum andern hüpft – mal ist es der Brexit, dann wieder die Regierungskrise in Österreich, mal die Drohgebärden Trumps gegen den Iran, dann wieder die Europawahlen – ist sich die Jugend in ihrem Kampf für eine lebenswerte Zukunft nach wie vor treu geblieben und bleibt unbeirrt auf der Strasse. Wie achtlos zahlreiche Medien auf diesen 24. Mai, an dem eine der weltweit grössten Demonstrationen der Geschichte stattgefunden hat, reagieren, zeigt sich am Beispiel des Schweizer «Tages-Anzeigers», der die in 120 Ländern stattgefundenen Klimastreiks mit keinem Wort erwähnt und nur im Zürcher Lokalteil kurz auf die rund 10’000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Zürich eingeht. Und am Schweizer Fernsehen widmet sich die Sendung «10vor10» ausschliesslich den Europawahlen, da ist kein Platz mehr für die Klimastreikbewegung. Doch all das scheint die jungen Menschen erst recht zu beflügeln, auf keinen Fall lockerzulassen: «In der französischen Revolution» – so eine Erklärung von Greta Thunberg und 46 weiterer Schüler-Aktivisten aus aller Welt, «gingen Mütter für ihre Kinder auf die Straße. Heute kämpfen wir Kinder selbst, doch so viele unserer Eltern sind mit Diskussionen über unsere Zensuren, eine neue Diät oder den Ereignissen im Finale von Game of Thrones beschäftigt, während der Planet brennt.»