Hauptsache, es wächst

Um eine führende Rolle zu spielen, hat die im Medikamentenhandel tätige Frauenfelder Zur Rose Group seit ihrem Börsengang vor zwei Jahren mit Eurapon, Vitalsana, Apo-Rot und jüngst Medpex in Deutschland vier Online-Apotheken erworben und diese der 2012 übernommenen Doc Morris hinzugefügt. Vergangenes Jahr hat die Gruppe erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Franken erzielt. Anders sieht es beim Gewinn aus: 2018 resultierte beim Unternehmensergebnis ein Minus von 39,1 Millionen Franken, fast drei Millionen mehr als 2017. Aber Finanzchef Marcel Ziwica ist optimistisch: «Wachstum und der Gewinn von Marktanteilen sind momentan wichtiger als ein positives Ergebnis.»

(Tagblatt, 22. März 2019)

Augen zu und unten durch. Hauptsache, das Monster wächst – auch wenn es sich laufend selber wieder wegfrisst. Und so funktioniert doch auch der Kapitalismus insgesamt. Augen zu und unten durch. Atomkraftwerke, die das Wirtschaftswachstum hier und jetzt beschleunigen, aber so viel lebensbedrohlichen Müll produzieren, dass noch unzählige, heute noch nicht einmal geborene Generationen darunter zu leiden haben werden. Der Verkehr zu Lande und in der Luft, der unaufhörlich wächst und die Erde einem Klimakollaps entgegenführt, dessen Folgen schlicht und einfach unbezahlbar sein werden. Kreuzschiffe, die immer grösser werden und Fundamente ganzer Küstenstädte wie Venedig ins Wanken bringen…

In der nachkapitalistischen Zeit ist das Ziel der Wirtschaft nicht mehr Wachstum, sondern die Versorgung der Menschen – aller Menschen – mit den lebensnotwendigen Gütern. Dies im Einklang mit der Natur und immer im Hinblick auf künftige Generationen, die genau das gleiche Recht auf ein gutes Leben haben wie die heutige. Im Vordergrund stehen nicht Konkurrenz und Wettbewerb, sondern das Gemeinwohl und das Eingebettetsein in die Kreisläufe der Natur.