Härter arbeiten, wenig verdienen und erst noch früher sterben…

Wie extrem der sozioökonomische Status, vor allem Einkommen, Arbeitsstatus und Bildung, die Überlebenschancen beeinflusst, zeigt sich im Osten Deutschlands besonders deutlich. Hier zählen 14 Prozent der Männer zur untersten Einkommens- und Bildungsschicht. Diese Gruppe hat im Vergleich zur höchsten Einkommens- und Bildungsschicht ein mehr als achtmal so hohes Sterberisiko.

(www.bildungsklick.ch)

Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Diese 14 Prozent der Männer haben nicht nur ein viel tieferes Einkommen als die übrigen 86 Prozent. Sie verrichten zudem in aller Regel Arbeiten, die weit überdurchschnittlich stressig, anstrengend und monoton sind und daher häufig zu chronischen Beschwerden und Erkrankungen führen. Zudem sind sie von einer längeren Lebensarbeitszeit betroffen, da sie oft schon im Alter von 16 oder 20 Jahren zu arbeiten beginnen, während jene, die später bessere Jobs haben und mehr verdienen werden, noch in der Schule oder an der Universität sitzen. Weiter kommt dazu, dass sie über ein geringeres gesellschaftlichen Ansehen verfügen, sich wegen des geringeren Einkommens viel weniger leisten können und sich in ihrem Alltag weit mehr einschränken müssen als die anderen 86 Prozent. Wie wenn das alles nicht schon genug wäre, wird aber ihre Rente nach der Pensionierung um einiges tiefer sein als jene der ehemals Besserverdienenden. Und um dem allem noch die Krone aufsetzen, werden sie ihren Ruhestand weit weniger lange geniessen können und um vieles früher sterben als die ehemaligen Universitätsdozenten, Ärzte und Anwälte. Aber selbst das ist noch nicht alles. Führt man sich nämlich vor Augen, wie wichtig und grundlegend für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft all jene Tätigkeiten – vom Bäcker über den Kehrichtmann und Fabrikarbeiter bis zum Lastwagenfahrer – sind, welche von den am schlechtesten Verdienenden verrichtet werden, dann wird dieses ganze unbeschreibliche Unrecht erst in seiner ganzen Tragweite sichtbar: Ausgerechnet jene, die von der Plackerei der «unteren» Schichten profitieren, auf sie existenziell angewiesen sind und ihnen trotzdem kaum je die gebührende Wertschätzung entgegenbringen, werden am Ende noch dafür belohnt, dass sie um Jahre länger leben dürfen als jene. Hat da irgendwer mal etwas von «ausgleichender Gerechtigkeit» im Kapitalismus gesagt? Schön wäre es…