Griechenland: Im Würgegriff des Kapitalismus

Aus der Parlamentswahl in Griechenland am Sonntag ist die konservativ-liberale Nea Dimokratia (ND) als klarer Sieger hervorgegangen. Neuer Ministerpräsident wird der ND-Chef Kyriakos Mitsotakis. Der bisherige Premier Alexis Tsipras musste eine deutliche Niederlage einstecken. «Heute nehmen die Griechinnen und Griechen ihre Zukunft in die Hand», sagte Mitsotakis bei der Stimmabgabe. «Morgen wird ein besserer Tag für unser Land anbrechen.»

(W&O, 7. Juli 2019)

Ein besserer Tag für unser Land. Eine neue Zukunft. Genau das Gleiche versprach auch Alexis Tsipras dem griechischen Volk vor vier Jahren und wurde mit riesigen Erwartungen vor allem seitens der benachteiligten Bevölkerungsschichten zum Premierminister gewählt. Seither sind vier bittere Jahre vergangen und nahezu alle Versprechungen, die Tsipras gemacht hatte, haben sich in Luft aufgelöst: Die finanzielle Lage der unteren Einkommensschichten, der Mittelschicht wie auch der Rentner und Rentnerinnen hat sich weiter verschlechtert, bei der Grundversorgung wurde zusätzlich gespart und die Arbeitslosenquote beträgt immer noch 18 Prozent. Nun dürstet die ausgepowerte Bevölkerung nach neuer Hoffnung, diesmal in Gestalt der Nea Demokratia und ihres Führers Kyriakos Mitsotakis, der vergangenen Sonntag zum neuen griechischen Ministerpräsidenten gewählt wurde. Doch aller Voraussicht nach werden sich auch seine Versprechungen über kurz oder lang in Luft auflösen und nach weiteren vier Jahren wird eine abermals zutiefst enttäuschte Bevölkerung wiederum einem neuen Hoffnungsträger ihre Stimme geben. Ein Spiel, das endlos weitergeht und immer tiefere Wunden hinterlassen wird – so lange wir es nicht schaffen, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft auf eine von Grund auf neue, nichtkapitalistische Basis zu stellen, in der nicht mehr das Wohl von Banken, Börsen, Finanzinstitutionen, Vermögenden und Besitzenden an oberster Stelle steht, sondern das Wohl der ganz «gewöhnlichen» Menschen über alle Grenzen hinweg.