Globalisierung: LInks und Rechts vertauscht

«Man kann nicht für oder gegen die Globalisierung sein. Denn sie ist eine Tatsache», sagt Tiana Angelina Moser, GLP-Nationalrätin, in der Diskussionssendung «Arena» des Schweizer Fernsehens vom 8. Februar 2019 zum Thema «Schweizer Werte».

Das wäre das Gleiche, wie wenn man sagen würde: Man kann nicht für oder gegen den Kapitalismus sein, denn er ist eine Tatsache. «Globalisierung» ist nämlich bloss ein anderes Wort für Kapitalismus. Was sich gegenwärtig weltweit ausbreitet, ist nämlich nicht irgendetwas, sondern nichts anderes als der Kapitalismus mit seiner unerschöpflichen Gier nach Wachstum und Profit. Der schönfärberische Begriff Globalisierung – im Sinne von engerem Handel, Austausch und Kontakten über alle Grenzen hinweg – täuscht darüber hinweg, dass die «Globalisierung» bloss die freundliche, attraktive Maske ist, hinter der sich in Tat und Wahrheit die hässliche Fratze des nach wie vor äusserst brutalen und räuberischen Kapitalismus versteckt. So dass selbst junge, intelligente und aufgeschlossene Menschen wie Tiana Angelina Moser zum Schluss kommen, man könne da gar nicht dafür oder dagegen sei, es sei schlicht und einfach eine Tatsache. Wenn wir aber nicht mehr den Begriff der Globalisierung vorschieben, sondern das Kind beim Namen nennen, es nämlich als das bezeichnen, was es ist, nämlich Kapitalismus, dann kann man sehr wohl dafür oder dagegen sein, die Frage ist nur, ob man es will. Aber gottgegeben ist der Kapitalismus keineswegs, es gab in der Geschichte der Menschheit unzählige andere Epochen und Wirtschaftssysteme, die gekommen und auch wieder gegangen sind. Das Groteske an der aktuellen Situation ist, dass «Linke» und «Grüne» in grosser Zahl die Globalisierung – und damit eben den Kapitalismus – verherrlichen, während die «Rechten» mit ihrer Kritik an der Globalisierung das Potenzial einer wachsenden Zahl an unzufriedenen Bürgern und Bürgerinnen auffangen und sich damit eigentlich jene Wut zunutze machen, die sich gegen das kapitalistische System richten müsste.