Fünf Millionen tote Kinder: Zynischer geht es nicht

«Wenn wir lesen, dass heute noch immer über fünf Millionen Kinder pro Jahr sterben, sind wir erschüttert. Aber wir vergessen, dass 1990 noch mehr als zwölf Millionen Kleinkinder starben. Und dass auch in Europa Mitte des 19. Jahrhunderts jedes zweite Kind vor seinem fünften Geburtstag starb. Man könnte also mit ebenso gutem Grund feiern, dass es auf der Welt noch nie so viele fünfte Kindergeburtstage gab wie heute.»

(Gottlieb F. Höpli, in: W&O, 16. Januar 2019)

Zynischer geht es nicht mehr. Wir sollen feiern, dass «nur» noch fünf Millionen Kinder pro Jahr sterben? Von was für einer Welt gehen wir eigentlich aus? Können wir uns damit abfinden, dass Millionen von Menschen in unsäglichem Reichtum leben, während eine Milliarde Menschen weltweit immer noch Hunger leiden? Ist nicht jedes Kind, das hungert, friert oder an einer Krankheit stirbt, die in den wohlhabenden Ländern des Nordens und Westens längst heilbar ist, eines zu viel? Müssten wir das Feiern nicht auf den Tag verschieben, an dem kein einziger Mensch mehr hungert und keine einziges Kind unter fünf Jahren mehr stirbt, bloss weil es im «falschen» Land geboren wurde?