Folgerichtiger Zusammenschluss von Klimabewegung und Gewerkschaften

Obwohl sie bisher konsequent zu den politischen Parteien Abstand genommen haben, sind die Klimaaktivisten kürzlich an den Schweizerischen Gewerkschaftsbund gelangt, um ihn zur Teilnahme an der grossen Kundgebung vom 20. Mai 2020 zu bewegen. Die Klimakrise, so erklären die Jugendlichen, sei untrennbar mit sozialen Fragen verknüpft. Damit wird die Kampfzone ausgeweitet – und das eigentliche Thema, das Klima, verliert an Bedeutung. Mit diesem Vorgehen begehen die Klimaaktivisten einen fatalen Fehler. Wenn sie die Klimaproblematik mit dem Klassenkampf koppeln, werden sie viele Wohlgesinnte abschrecken. Sie verlieren nicht nur viel Goodwill, sondern, schlimmer noch, ihre Kraft.

(Janine Hosp, Tages-Anzeiger, 18.Oktober 2019)

Leider droht in der gegenwärtigen Klimadebatte – dies zeigt auch obiger Artikel des Tages-Anzeigers – die eigentliche Hauptursache des Klimawandels immer mehr in den Hintergrund zu treten. Diese Hauptursache ist nämlich das kapitalistische Wirtschaftssystem mit seinen Dogmen des immerwährenden Wachstums und der immerwährenden Profitvermehrung – auf Kosten der Erde wie auch der Menschen und der Tiere. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ist nur eines der vielen hässlichen Gesichter des Kapitalismus. Ein anderes ist die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft über alle Grenzen hinweg bis hin zu sklavenähnlichen Zuständen, die selbst in unserem 21. Jahrhundert für Millionen von Menschen bittere Tatsache sind. So ist es nichts anderes als folgerichtig, dass sich die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen mit den Gewerkschaften zusammenschliessen möchten. Das mag sie möglicherweise einen Teil ihrer bisherigen Sympathisanten und Sympathisantinnen kosten. Längerfristig aber wird es sich lohnen – wenn es gelingt, von der reinen Symptombekämpfung zu den eigentlichen Hauptursachen des Klimawandels vorzustossen und nicht weniger zu fordern als eine Überwindung des Kapitalismus und den Aufbau einer von Grund auf neuen, am Wohl der Menschen, der Natur und zukünftiger Generationen orientierten Wirtschaftsordnung.