Flugverkehr: Der Wettbewerbsdruck und seine Folgen

«Die sich häufenden Sicherheitsprobleme von Flugzeugen haben mit dem aktuellen Marktumfeld zu tun. Es besteht ein riesiger Wettbewerbsdruck. Und vor allem in der ganzen Angebotskette der Luftfahrtindustrie, bei der von Boeing und von Air Bus auf die ganze Kette Druck ausgeübt wird, sind der Druck und die Konkurrenz sehr, sehr gross. Das merken ja auch wir Passagiere. Wir bezahlen so wenig wie noch nie für ein Flugticket. Und das schlägt durch bis am Schluss zum Produzenten. Schliesslich wird auch bei der Ausbildung der Piloten gespart.»

(Andreas Wittmer, Aviatikexperte, Schweizer Fernsehen SRF1, 10vor 10, 27. März 2019)

Und wieder sind wir beim kapitalistischen Konkurrenzprinzip und seinen verheerenden Auswirkungen angelangt. Nicht nur, dass die Sicherheit der Flugzeuge darunter leidet und die Arbeitsbedingungen von Piloten und Kabinenpersonal. Ebenso schlimm ist der Preisdruck auf die Flugtickets, die mittlerweile um ein Vielfaches günstiger sind als Bahn- oder Schiffsbillette und die damit die Anzahl der Flugpassagiere von Jahr zu Jahr ins Unermessliche steigen lassen – mit allen bekannten Auswirkungen auf Klima und Umwelt. Das Verkehrs- und Transportwesen gehört nun mal nicht in die private Hand. Der Flugverkehr müsste von einem öffentlichen, im Auftrag aller Staaten der Welt tätigen Unternehmen betrieben werden, welches sämtliche Standards bis hin zu den Flugpreisen verbindlich festlegt und regelt. Das sei ja fast noch schlimmer als Kommunismus, werden die Kritiker eines solchen Modells zu bedenken geben. Aber was ist denn schlimmer, ein Flugverkehrswesen, das gewisse Elemente «kommunistischer Planwirtschaft» aufweist, oder der Untergang der Menschheit infolge eines Klimakollapses? Ganz abgesehen davon, dass man das Flugzeug am besten sowieso ins Museum stellen würde, denn es gibt keinen einzigen wirklich plausiblen Grund dafür, dass man Menschen und Waren nicht auch auf alle möglichen anderen, vielleicht weniger schnellen, dafür aber auch weitaus weniger schädlichen Wegen von A nach B schaffen kann.

(Seitens der SVP wird immer wieder das Argument ins Feld geführt, eine Erhöhung der Flugticketpreise sei unsozial, da sich dann nur noch die Reichen das Fliegen leisten könnten. Zynischer geht es nicht mehr, sind es doch ausgerechnet Politiker der SVP, die sich für eine Kürzung der Sozialhilfe in mehreren Kantonen stark machen und damit ausgerechnet auf jenen Menschen herumtrampeln, die nicht einmal davon zu träumen wagen, je in einem Flugzeug zu sitzen. Aber selbst wenn die Flugtickets so billig wären, dass auch noch der letzte Sozialhilfebezüger sich dann und wann einen Flug leisten könnte, wäre auch dies wiederum alles andere als sozial, denn es geschähe nur auf dem Buckel und auf Kosten jener Abermillionen Menschen in den Ländern des Südens, die heute schon von den Auswirkungen des Klimawandels existenziell bedroht sind. Das einzig wirklich Soziale wäre ein – weltweiter – Einheitslohn. Dann könnten sich nämlich alle  Menschen – wenn es denn tatsächlich noch Flugzeuge gäbe – genau gleich viele Flugreisen leisten. Aber dafür wird die SVP wohl kaum zu gewinnen sein…)