«Extinction Rebellion»: Weil die meisten immer noch schlafen

Fahnen in bunten Farben wehen im leichten Wind, junge und ältere Menschen sitzen auf Picknickdecken und spielen Karten, andere liegen in ihren Schlafsäcken und sonnen sich im vormittäglichen Licht. Seit den frühen Morgenstunden haben Aktivisten von Extinction Rebellion den Großen Stern in Berlin, die Umgehungsstraße um die Siegessäule und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, besetzt. An allen fünf Zufahrtsstraßen haben sie sich auf die Straße gesetzt. Für Autos gibt es kein Durchkommen. Seitdem bauen sich die Leute vor Ort ihre eigene Welt. Zwei Künstler erschaffen mit riesigen Netzen Seifenblasen und lassen sie über die Menge schweben. Verschiedene Kleingruppen machen Musik, initiieren Kanons, andere bemalen die Straßen mit dem XR-Symbol, einer stilisierten Sanduhr in einem Kreis, die die Welt und die davonlaufende Zeit darstellen soll. Immer wieder gibt es Sprechchöre. «Extinction!» ruft einer unvermittelt, «Rebellion» heißt es lautstark aus der Runde zurück. Insgesamt herrscht auch dank des sonnigen Wetters eine sommerliche Volksfestatmosphäre. Ein Fest für alle, unabhängig von Alter, Geschlecht und Beruf.

In anderen Städten hat zumindest die Polizei etwas gegen einige Teilnehmer: In den Niederlanden und Großbritannien gab es zahlreiche Festnahmen. Die Amsterdamer Polizei nahm etwa 50 Demonstranten bei einer Blockade-Aktion in Gewahrsam. Die Demonstranten hatten am frühen Montagmorgen eine wichtige Durchgangsstraße versperrt und Dutzende kleine Zelte aufgestellt. Mit «zivilem Ungehorsam» solle die Regierung gezwungen werden, mehr für den Klimaschutz zu tun, sagte ein Sprecher der Demonstranten im niederländischen Radio. Die Stadt hatte die Protestaktion aber an dieser Stelle verboten. In London legten Teilnehmer des Klimaprotests teilweise den Verkehr in der britischen Hauptstadt lahm. Mehrere Gruppen von Demonstranten blockierten am Morgen die Westminster Bridge und mehrere Straßen im Regierungsviertel. Bereits wenige Stunden nach Beginn des Protests hatte es mehr als 20 Festnahmen gegeben. Auch in Australien und Neuseeland demonstrierten Hunderte Aktivisten, Dutzende wurden festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Aktionen sollte es unter anderem auch in Paris, Madrid, New York und Buenos Aires geben

(www.stern.de)

Schuld an den Aktionen der «Extinction Rebellion» sind nicht ein paar Wirrköpfe und Träumer. Schuld sind all jene Politiker und Politikerinnen, die nicht den Mut haben, endlich Klimagesetze durchzubringen, die auch tatsächlich jene Ziele zu erreichen versprechen, die im Pariser Klimaabkommen festgeschrieben wurden. Schuld sind auch all jene Menschen in den «entwickelten» Ländern des Nordens, die nicht bereit sind, auch nur auf einen Bruchteil ihres bisherigen verschwenderischen Lebensstils zu verzichten. Und abgesehen davon: Die «Gewalt», welche die Aktivisten und Aktivistinnen von «Extinction Rebellion» mit dem Blockieren von Strassen und Brücken anwenden, ist nichts im Vergleich zu jener millionenfach grösseren Gewalt, welche vom herrschenden kapitalistischen Wirtschaftssystem ausgeübt wird, das auf dem besten Wege ist, die gesamte Menschheit im Verlaufe der nächsten 50 bis 100 Jahren auszulöschen.