Globales Finanzsystem: «Es gibt keinen Notausgang»

In der grossen Finanzkrise 2008 wechselten Behörden und Zentralbanken überall auf der Welt in den Notfallmodus. Sie retteten Banken, Staaten und den Euro vor dem Zusammenbruch. Alle Patienten erhielten dasselbe Medikament: frisches Geld. Bis heute wurde die Dosis stetig erhöht. Doch was damals heilsame Medizin war, ist mittlerweile pures Gift. Die Geldpolitik der Zentralbanken ist ausser Kontrolle geraten. «Wir sind immer noch im Ausnahmezustand», sagt Volkswirtschaftsprofessor Aymo Brunetti von der Uni Bern. «Geldpolitisch sind wir in einer Welt, in der wir noch nie waren.» Die Zentralbanken hätten einen Ozean an Liquidität geschaffen. «Das Ausmass ist gigantisch.» – «An den Börsen sieht man die Übertreibungen glasklar», sagt Adriel Jost, Chefökonom beim Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners. «Die Fallhöhe wird immer grösser.» – «Die Börsen sind im Drogenrausch», sagt Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff . «Die Dosierungen werden höher und höher.» Die Gefahr, dass die Blase platze, werde immer grösser. «Irgendwann haut uns eine Überdosis um.» Gibt es keine Exitstrategie aus dieser geldpolitischen Misere? «Nein», sagt Martin Neff, «es ist eine Art Schrecken ohne Ende. Es gibt keinen Notausgang.»

(www.blick.ch)

Ein globales Finanzsystem, das ausser Rand und Band geraten ist. Experten, die weder ein noch aus wissen und keine Rezepte mehr zur Verfügung haben, um das Ganze wieder in den Griff zu bekommen. Das Eingeständnis, dass es auch keinen «Notausgang» mehr gibt. Heisst dies alles nicht, dass es definitiv höchste Zeit ist für einen radikalen Systemwechsel? Jedenfalls werden die Probleme des kapitalistischen Finanz- und Wirtschaftssystems nicht mit kapitalistischen Instrumenten zu lösen sein. Es braucht ein von Grund auf neues System, das sich von jener Scheinwelt, «in der wir noch nie waren», verabschiedet, um wieder auf dem Boden der Realität anzukommen. Geld nicht mehr als Machtmittel, nicht mehr als Seifenblasen, die früher oder später platzen müssen, nicht mehr als Spielzeug zwischen verschiedenen Scheinwelten, sondern: Geld als das, was sein ursprünglicher Zweck war, nämlich reines Tauschmittel und Äquivalent zu realen Dingen und Dienstleistungen. Vielleicht ist es falsch, das Finanzsystem den Finanzexperten zu überlassen, die sind mittlerweile so sehr in ihrem selber gebauten Denkgefängnis eingebunden, dass sie sich etwas von Grund auf anderes wohl schon gar nicht mehr vorzustellen vermögen. Vielleicht wäre es besser, wenn ganz «gewöhnliche» Menschen über alle Grenzen hinweg, von der kanadischen Hausfrau über den indischen Reisbauern bis zur australischen Biologiestudentin, sich an einen Tisch voller weisser Blätter setzen würden, um das globale Finanzsystem noch einmal neu zu erfinden…