Es braucht einen neuen Pazifismus

Fieberhaft arbeiten die grossen Nationen mit immensem technischem und finanziellem Aufwand an der Entwicklung von mit künstlicher Intelligenz gesteuerten Kriegsmaschinen und Killerrobotern. Die neueste Generation dieser Geräte verfügt bereits über die Fähigkeit, selber zu entscheiden, ob ein Mensch getötet werden soll oder nicht. Das wirft die Frage auf, ob Killer-Roboter in letzter Konsequenz eines Tages fähig sein werden, die gesamte Menschheit auszulöschen.

(Tages-Anzeiger, 23. November 2019)

Wenn es also die Klimaerwärmung nicht schafft, könnten es ja eines Tages die Killer-Roboter schaffen: die gesamte Menschheit auszulöschen. Was für ein Schreckensszenario. Da fragt man sich unwillkürlich, wo denn all die Pazifisten und Pazifistinnen des 20. Jahrhunderts geblieben sind, welche nicht nur die Abschaffung der Waffen und Armeen, sondern auch die Abschaffung aller Kriege schlechthin forderten. Wäre eine weltweite pazifistische Bewegung heute nicht dringender denn je? Weshalb ist die Erkenntnis, dass sich Konflikte, im Kleinen wie im Grossen, niemals durch Gewalt und schon gar nicht durch Kriege lösen lassen, nicht schon längst zum Allgemeingut menschlichen Denkens und Handelns über alle Grenzen hinweg geworden? Wie wäre es, wenn die Klimabewegung als aktuell am globalsten agierende politische Kraft die Abschaffung aller Armeen und aller Kriege in ihren Forderungskatalog aufnehmen würde – was zugleich den höchst wünschbaren Nebeneffekt hätte, dass man die finanziellen Mittel, die bisher in die Entwicklung und den Bau von Waffen gesteckt wurde, für Klimaschutzprojekte verwenden könnte.