Entweder setzt die Menschheit dem Krieg ein Ende, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende…

 

Die Nachricht hat die ganze Welt aufgeschreckt: Der russische Präsident Wladimir Putin will zur Verstärkung im Kampf gegen vorrückende ukrainische Truppen 300’000 Reservisten aufbieten. Und er droht im Falle einer weiteren Eskalation des Konflikts gar mit dem Einsatz von Atomwaffen. Postwendend reagiert US-Präsident Joe Biden anlässlich der UNO-Vollversammlung in New York mit den Worten, die USA würden weiterhin solidarisch an der Seite der Ukraine stehen und gegen Russlands Aggression antreten. Und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz spricht im Zusammenhang mit Putins Ankündigungen von einem “Akt der Verzweiflung” und davon, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnen könne.

In einem immer lauter werdenden Wortgetöse und laufend sich gegenseitig überbietender Machtgebärden drohen die leiseren, differenzierteren Stimmen unterzugehen. Nur irgendwo ganz am Rande der neuesten Meldungen erfahren wir beispielsweise, dass Sheik Tamim aus Katar beide Kriegsparteien zu einer Waffenruhe aufruft, weder der einen noch der anderen Seite die alleinige Schuld gibt und davon spricht, dass dieser Konflikt überaus “komplex” sei. Dabei wäre doch gerade eine solche vermittelnde, deeskalierende Haltung das einzige wirklich Vernünftige, was sich in der gegenwärtigen, gefährlich zugespitzten Lage mit gutem Gewissen vertreten lässt. Wenn auch unzählige Scharfmacher auf beiden Seiten der Front das Gegenteil behaupten: Noch nie waren Pazifismus und die Vision einer friedlichen Weltordnung ohne Waffen, Armeen und Krieg so aktuell und so existenziell notwendig wie heute.

Und das ist diese vielbeschworene Hoffnung, die erst ganz zuletzt stirbt: Dass wir uns nämlich nicht nur in rasanten Schritten dem schlimmstmöglichen Szenario eines atomaren Weltkriegs und damit einer möglichen Vernichtung sämtlichen menschlichen Lebens auf diesem Planeten nähern, sondern dass dieser Weg gleichzeitig auch zu einem Punkt führen kann, an dem das Ganze auch in die gegenteilige Richtung kippen könnte, in die Richtung einer neuen weltweiten Friedensordnung, in die Richtung eines Endes aller Kriege, in die Richtung des Beginns eines wahrhaft neuen Zeitalters. 

Dies alles liegt nicht nur an Putin, Selenski und Biden. Es liegt an uns allen. Denn, wie es der schweizerische Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt einmal gesagt hat: “Was alle angeht, können nur alle lösen.” Niemand kann sich davonstehlen, niemand kann behaupten, er hätte es nicht gewusst. Die ganz überwiegende Mehrheit der Menschheit, die nichts anderes will als ein Leben im Frieden und in sozialer Sicherheit, muss an jene Schalthebel der Macht gelangen, an denen sich die Kriegstreiber ewiggestriger Zeiten immer noch verbissen festklammern. Das Harte muss dem Weichen Platz machen, der Hass und die Gewalt müssen der Liebe und der Zärtlichkeit weichen. Eben hat es schon begonnen, Tausende Menschen in Russland, die mit dem Krieg in der Ukraine nichts zu tun haben wollen, sind auf den Strassen, aller Angst vor Repression und Verfolgung zum Trotz. Tun wir es ihnen gleich! Gehen wir auf die Strassen! Schreiben wir Millionen von Briefen für den Frieden! Nehmen wir Stellung, nicht für oder gegen die Ukraine, die USA oder Russland, sondern für ein Ende des Krieges so schnell wie nur irgend möglich! Was hält uns davon ab? Es ist höchste Zeit. Denn, wie der frühere amerikanische Präsident John F. Kennedy so treffend sagte: “Entweder setzt die Menschheit dem Krieg ein Ende, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.”