Eine Welt ohne Waffen und ohne Armeen: Längst fälliger Sprung in ein neues Zeitalter

Angesichts der Sorgen vor einem neuen atomaren Wettrüsten hat die Stadt Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 75 Jahren gedacht. Zugleich rief der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui, die Welt auf, “egozentrischen Nationalismus abzulehnen”. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres warnte in einer Videobotschaft vor einem erneuten atomaren Wettrüsten.

(Tages-Anzeiger, 7. August 2020)

Es wäre der längst fällige Sprung in ein neues Zeitalter. Nicht bloss eine Welt ohne Atomwaffen. Sondern eine Welt ohne Waffen jeglicher Art. Noch nie haben Waffen zur Lösung eines Konflikts zwischen Ländern oder Volksgruppen etwas Positives beigetragen. Immer haben sie nur zusätzliches Leiden und zusätzliche Zerstörungen verursacht. Ganz abgesehen von den Unsummen, die für militärische Rüstung verschleudert werden. Es gab, nach dem Zweiten Weltkrieg, weltweit pazifistische Strömungen. Es gab, mit der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, die Forderung nach einer Abschaffung der Schweizer Armee, der immerhin fast zwei Fünftel der Bevölkerung zugestimmt haben. Wo sind diese Visionen verschwunden? Weshalb ist das alles eingeschlafen? Haben wir uns so sehr an das Absurde gewöhnt, dass wir gar nicht mehr auf die Idee kommen, es könnte alles auch ganz anders sein? Ist nicht immer wieder von “Fortschritten” in der Menschheitsgeschichte die Rede, Fortschritte bei der Digitalisierung, Fortschritte in der Medizin, Fortschritte in der Herstellung von technischen Geräten, Werkzeugen und Präzisionsinstrumenten? Weshalb fällt es uns so schwer, nun endlich auch bei der Lösung internationaler und territorialer Konflikte so grosse Fortschritte zu erzielen, dass Waffen und Armeen eines Tages überflüssig geworden sein werden?