Eine Lildl-Verkäuferin und der Klimastreik

Detailhandelsfachfrau Francesca Celli prangert die Arbeitsbedingungen in den Lidl-Filialen Fraumünster und Dübendorf an. «Ich musste immer wieder über fünfeinhalb Stunden am Stück an der Kasse arbeiten und durfte dabei auch keine Pause einlegen, um mich zu verpflegen», sagt die 37-Jährige. Ihr sei deshalb auch schwindlig geworden. Im Winter sei es zudem sehr kalt gewesen. «Meine Messungen haben eine Temperatur zwischen 13,6 und 18 Grad am Arbeitsplatz ergeben. Eine Jacke durfte ich nicht anziehen.» Probleme habe es auch mit dem Arbeitsplan gegeben. Dieser sei kurzfristig geändert worden, sagt Celli. «Einmal wurde ich nach 54 Minuten nach Hause geschickt, obwohl ich für einen ganzen Arbeitstag eingeplant war.» Celli habe über all das Buch geführt und später das kantonale Arbeitsinspektorat informiert. Dieses stattete der Filiale Fraumünster im September 2018 einen Besuch ab. Celli war dabei und wollte dem Beamten die mutmasslichen Missstände erklären. Noch am selben Tag sei ihr gekündigt worden. «Das war ein Hammer für mich.»

(www.20min.ch)

Könnte es gelingen, Francesca Celli für die Teilnahme an einem Klimastreik zu gewinnen? Nein, wenn sich die Klimastreiks auf Themen wie Umwelt, Klimaerwärmung und CO2-Ausstoss beschränken. Ja, wenn es gelänge, die Optik auszuweiten und zu erkennen, dass der Klimawandel nur eine von unzähligen Auswirkungen des nimmersatten kapitalistischen Ungeheuers ist und es deshalb einen unauflöslichen Zusammenhang gibt zwischen allen ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Formen von Ausbeutung. Francesca Celli und all die weltweit Milliarden Werktägigen, die unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind, leiden unter einem und demselben kapitalistischen Wirtschaftssystem, welches auch die lebensbedrohenden Gefahren zu verantworten hat, denen zukünftige Generationen ausgesetzt sein werden. Könnte man doch diese Zusammenhänge aufzeigen! Wie viele weitere Millionen von Menschen würden sich den bisher rund vier Millionen Klimastreikenden wohl anschliessen?