Ein Strassencafé in Koblenz: So geht das im Kapitalismus

Ein Strassencafé in Koblenz. Dutzende von Tischen, rege Kundschaft. Ein reichhaltiges Angebot an Kuchen, belegten Broten, Getränken. Die Angestellte füllt gerade die Kaffeebohnen nach und wischt die Kaffeemaschinen blank. Dann noch rasch Besteck und Papierservietten nachfüllen, während ein Kunde vorne an der Kasse ungeduldig ruft, wo denn da die Bedienung sei. «Komme sofort!» ruft die Angestellte atemlos, rennt zur Kasse und bedient zwei Kunden. Den dritten wartet sie nicht mehr ab, der steht noch vor der Auslage mit den Kuchen, so hat sie eine kleine Lücke, die sie dafür nutzt, gebrauchtes Geschirr von ein paar Tischen abzuräumen. Jetzt steht der Kunde mit dem Kuchen an der Kasse und die Angestellte rennt gleich hin um ihn zu bedienen. Weit und breit sind keine weiteren Angestellten zu sehen, möglicherweise bereiten diese im Hintergrund die belegten Brote zu oder backen neue Kuchen. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie viel oder wie wenig die Angestellten, die hier arbeiten, verdienen. Ja, so geht das im Kapitalismus: Aus möglichst wenigen Menschen eine möglichst hohe Leistung herauszupressen und damit buchstäblich ans Limit zu gehen. Wenn die Kette, zu der dieses Café gehört, Ende dieses Halbjahrs einen grösseren Umsatz und einen grösseren Gewinn erzielen wird als im vorangegangen Halbjahr und wenn sich dann die Chefs und Aktionäre die Hände reiben angesichts des erzielten Geschäftsverlaufs, dann ist dies alles nur möglich dank dieser und zahlloser Angestellter, die vor lauter Stress und körperlichen Strapazen fast kaputt gehen und trotzdem fast nichts verdienen…