Ein langer Weg

Weltweit demonstrierten am Freitag mehrere Millionen Menschen für mehr Klimaschutz. Besonders gross waren die «Klimastreiks» in Deutschland mit insgesamt etwa 1,4 Millionen Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Am Nachmittag legte die deutsche Regierung ein lange erwartetes «Klimaschutzprogramm 2030» vor. Es setzt vor allem auf Subventionen und Steuern und will allein bis 2023 Dutzende von Milliarden investieren, um Verkehr und Wohnen klimafreundlicher zu machen. Die Demonstranten zeigten sich vom Plan, der aus ihrer Sicht viel zu wenig weit geht, bitter enttäuscht.

(Tages-Anzeiger, 21. September 2019)

Wann endlich begreifen wir, dass ein Überleben der Menschheit nur dann möglich ist, wenn wir uns vom kapitalistischen Profitmaximierungsmodell und von der Illusion einer unersättlichen, nach immer mehr überflüssigen Gütern und Dienstleistungen schreienden Luxusgesellschaft befreien? Wenn wir die Lebensweise der «entwickelten» Länder des Nordens zum Massstab nehmen und die «unterentwickelten» Länder des Südens und des Ostens uns in immer schnellerem Tempo nacheifern, dann rückt im gleichen Tempo auch das Ende der Menschheit immer schneller auf uns zu. Es ist eine unbequeme Wahrheit, aber es gibt dazu keine Alternative: In gleichem Masse, wie an anderen Orten der Wohlstand wächst, müssen wir auf der anderen Seite einen Teil unseres Wohlstands und unseres Reichtums abgeben – und zwar genau so lange, bis alles wieder im Gleichgewicht ist, sowohl zwischen den Menschen jedes einzelnen Landes, als auch zwischen den Ländern und zwischen den Menschen und der Erde. Das ist freilich noch ein langer Weg. Ein langer Weg, der mit den gestrigen Klimaprotesten noch nicht am Ende war, sondern erst so richtig begonnen hat…