Ein Lächeln

Flüchtig auf der Strasse begegne ich einer älteren Frau. Wir kennen uns nicht. Und doch ist da irgendetwas zwischen uns. Irgendein kurzer Augenblick. Kein “Grüezi”, keinen “Guten Tag”, kein “Hallo”. Nur ein kurzer Augenblick. Unsere Blicke treffen sich, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, ich lächle zurück. Fast nichts. Und doch bleibt beim Weitergehen in mir so etwas wie ein ganz kleines Feuer, das weiterbrennt, noch eine Zeitlang. Immer besser verstehe ich die Kinder, wenn sie sich, auch wenn die Erwachsenen dies von ihnen erwarten, dagegen wehren, “Grüezi”, “danke” oder “bitte” zu sagen. Weil sie wahrscheinlich spüren, dass ehrliche Gefühle so viel stärker sind als Worte, die man bloss sagt, weil alle anderen sie auch sagen. Mit ihren Augen, einem kurzen Blick, einem herzlichen Lachen werden sie dir, vielleicht erst später und zu einem “falschen” Zeitpunkt, ihre Dankbarkeit, ihre Aufmerksamkeit, ihre Liebe zeigen, ganz spontan und aus ihrem tiefsten Wesen. Man kann auch mit Worten Gleichgültigkeit zeigen. Und man kann auch ohne Worte Liebe zeigen und in kurzen Augenblicken des Alltags kleine Wunder vollbringen…