Ein falsch verstandener Freiheitsbegriff und seine katastrophalen Folgen

 

Gegnerinnen und Gegner einschneidender Klimaschutzmassnahmen berufen sich gerne auf das “Recht auf Freiheit”. Das Recht darauf, so viele nötige oder auch unnötige Dinge zu kaufen, wie es das Haushaltsbudget nun einmal zulässt. Das Recht darauf, ein bärenstarkes Auto zu kaufen und damit so lange und so schnell und so weit zu fahren wie nur möglich. Das Recht darauf, den Urlaub auf Mallorca oder auf den Malediven zu verbringen. Das Recht darauf, täglich ein dickes Stück Fleisch auf dem Teller zu haben. Bei alledem geht leicht vergessen, dass Freiheit nie nur etwas Privates, sondern immer auch etwas Gesellschaftliches ist. Freiheiten, die ich nur deshalb ausüben kann, weil andere gleichzeitig darauf verzichten müssen, sind nicht echte Freiheiten, sondern bloss Privilegien auf Kosten anderer. Und diese anderen, das sind die zukünftigen Generationen. Je mehr unnötige Dinge wir konsumieren, je häufiger wir uns mit Auto oder Flugzeug fortbewegen, je mehr Fleisch wir essen – umso weniger wird von alledem denen übrig bleiben, die in 20 oder 50 Jahren auf diesem Planeten leben werden. Der äusserste Rahmen allen individuellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Tuns sollte daher nicht die “Freiheit” – in der Gestalt von Privilegien auf Kosten anderer – sein, sondern die Gerechtigkeit. Nicht umsonst lautete die Parole der Französischen Revolution 1789: “Freiheit, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit”. Diese drei Werte sind unauflöslich miteinander verbunden, niemals lässt sich einer unabhängig von den anderen verwirklichen. Mehr denn müssten uns in diesen Tagen all die apokalyptischen Bilder und Meldungen sich weltweit jagender Katastrophen die Augen dafür öffnen, auf manch Liebgewonnenes zu verzichten. Nicht um die Freiheit zu verlieren, sondern im Gegenteil, um sie zu gewinnen für uns selber wie auch für alle Menschen weltweit hier und heute und für die nachfolgenden Generationen. Denn, wie schon der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt sagte: “Was alle angeht, können nur alle lösen.”