Dringender denn je: Einheitskrankenkasse

Krankenkassen geben Hunderte Millionen Franken für die Anwerbung von Neukunden aus. Offizielle Zahlen über die Höhe dieser Provisionen an externe Vermittler und Makler gibt es nur für die Grundversicherung. 2017 beliefen sich diese laut Bundesamt für Gesundheit auf 43,3 Millionen Franken – 11,7 Millionen oder 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie viel Makler und Vermittler in der freiwilligen Zusatzversicherung verdienen, bleibt ein Geheimnis. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zusatzversicherer 2017 mehr als 400 Millionen Franken für Provisionen ausgegeben haben. Das entspricht rund einem Viertel des Betriebsaufwands. Der Wildwuchs soll nun ein Ende haben. Die Krankenversicherer und ihre beiden Verbände Santésuisse und Curafutura befürworten eine Deckelung der Provisionen in der Grundversicherung und ein Verbot der lästigen, unerwünschten Telefonanrufe. Diese Eckpunkte sind Teil einer Motion, die der Ständerat einstimmig verabschiedet hat.

(Tages-Anzeiger, 5. Februar 2019)

Auch wenn die Provisionen – zwar nur in der Grundversicherung – gedeckelt und unerwünschte Telefonanrufe zukünftig gebüsst werden, wird sich die Krankenkassenbranche eifrig neue Wege der Kundenwerbung einfallen lassen und weiterhin werden Hunderte Millionen Franken in entsprechende Werbemassnahmen fliessen. Dazu kommen die ebenfalls nicht bescheidenen Gehälter und Honorare des Kaders und der Verwaltungsräte jeder einzelnen Kasse. Und dies, während immer mehr Menschen ihre Krankenkassenprämien gar nicht mehr bezahlen können und sich deshalb – vor allem wegen der unseligen Kopfprämie, die für einen Bankdirektor gleich hoch ist wie für eine alleinerziehende Mutter – verschulden müssen. Was ist in die Schweizer Bevölkerung gefahren, dass sie in der Abstimmung vom 28. September 2014 die Einführung einer Einheitskrankenkasse ablehnte? Wie viele Leerläufe, wie viel Verschwendung und wie viel soziale Ungerechtigkeit braucht es noch, bis uns die Augen aufgehen?