Gemäss “Tagesanzeiger” vom 29. November 2023 leiden – aufgrund einer umfassenden Befragung aller 14Jährigen in der Stadt Zürich – mehr als die Hälfte der Mädchen „ziemlich“ bis „sehr“ unter dem Druck in der Schule, 2017 waren es noch halb so viele. Jedes dritte Mädchen zeigt Hinweise auf eine Angststörung, knapp die Hälfte der Mädchen hat mindestens einmal pro Woche Kopfschmerzen, zugenommen haben auch Bauch- und Rückenschmerzen, rund vier Prozent haben auch schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Für Erholung und ausgleichende Freizeitaktivitäten bleibt kaum Zeit: Zwei Fünftel der Mädchen geben an, täglich zwei Stunden oder mehr für die Hausaufgaben aufwenden zu müssen. Auch die Knaben leiden, wenngleich in etwas geringerem Ausmass, zunehmend unter dem steigenden schulischen Leistungsdruck. Wenn nun der oberste kantonale Schulpsychologe postuliert, die Mädchen müssten mehr Eigenverantwortung übernehmen und lernen, etwa durch Ablenkung, Sport und Medienpausen einen Weg aus der Abwärtsspirale zu finden, so ist das nur zynisch. Auch ein grösseres Angebot an schulpsychologischen Sprechstunden oder Präventionsbotschaften in Form von Karten für die Hosentasche sind reine Symptombekämpfung.
Statt der Symptome müssten vielmehr die Ursachen bekämpft werden. Lernen könnte so schön sein und es wäre so einfach. Man müsste nur dort weitermachen, wo es in den ersten Lebensjahren begonnen hatte: lustvoll, voller Begeisterung, aus eigener Motivation, selbstbestimmt, ohne Zwang und zugleich so überaus erfolgreich. Und man müsste sich endlich von der unseligen Idee verabschieden, Kinder und Jugendliche bei ihrem Lernen miteinander zu vergleichen, zu bewerten, zu messen und sie damit in einen gegenseitigen Konkurrenzkampf zu zwingen, der so viele Leiden verursacht und letztlich die ganze ursprüngliche Lernfreude zerstört. Man müsste nur endlich das verwirklichen, was Johann Heinrich Pestalozzi schon vor über 250 Jahren gefordert hat: „Vergleiche nie ein Kind mit dem andern, sondern stets nur jedes mit sich selber.“