Diese Bürde nicht den Jugendlichen alleine überlassen

Schon am dritten Tag liegen bei den Klima-Teenies die Nerven blank. Die Unzufriedenheit unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des «Smile For Future»-Klimagipfels in Lausanne ist förmlich zu spüren. Journalisten werden gebeten, den Raum zu verlassen. Die europäische Klimajugend will unter sich sein, wenn sie sich zofft und über ihre Probleme redet. Am heftigsten knallt es vor dem Saal. Ein Mädchen mit pinken Haaren stürmt raus, bricht heulend zusammen. Ein anderes setzt sich trotzig im Schneidersitz vor die Tür. Sie halte es da drinnen nicht mehr aus, erklärt sie. Nach und nach kommen weitere Teilnehmer dazu, knien neben ihr. Auch Greta Thunberg. Sie hört aufmerksam zu. Als das Mädchen in Tränen ausbricht, zögert Greta nicht, umarmt und tröstet sie. Die Tränen und Zusammenbrüche zeigen: Beim Strategietreffen in Lausanne stösst die europäische Klimajugend an Grenzen. Die Atmosphäre ist angespannt. Frust hat sich aufgestaut. Seit sieben Monaten gehen die «Fridays», wie sich die Teilnehmer der «Friday for Future»-Bewegung nennen, für den Klimaschutz auf die Strasse. Doch die Ergebnisse ihres Engagements werden nur langsam sichtbar. Viele fragen sich, ob sie stärker provozieren müssten – und sogar Gesetze brechen, wie es die Klimaschutz-Extremisten von «Extinction Rebellion» machen. Stark beschäftigt die Jugendlichen auch die Frage eines möglicherweise notwendigen «Systemwandels» – hier gehen die Meinungen weit auseinander, zwischen denen, die eine Lösung nur in Form einer Überwindung des Kapitalismus sehen, und jenen, die davon überzeugt sind, eine Lösung auch innerhalb des kapitalistischen Systems hinzukriegen. Auch ist immer noch unklar, was am Ende des Klimagipfels stehen soll: ein Strategiepapier? Ein Forderungskatalog? Die Teilnehmer sind in dieser Frage hoffnungslos zerstritten. Am Montag gab es kurzzeitig mehr als 30 Forderungen. Viele davon sind extrem spezifisch und beinhalten konkrete Massnahmen und Klimaziele. Das Problem: Die Forderungen sollen europaweit gelten und von allen Teilnehmern mitgetragen werden.

(www.blick.ch)

Ist ja logisch, dass es früher oder später so weit kommen musste. Alles ändere wäre reine Augenwischerei. In Anbetracht der Grösse und der Bedeutung des Vorhabens – schliesslich geht es um nicht weniger als das Überleben der Menschheit auf diesem Planeten – versteht sich ja von selber, dass in der «Klimajugend» das Diskutieren unterschiedlicher Lösungswege auch zu Spannungen, zu gegensätzlichen Positionen bis hin zu Streitigkeiten und vielleicht sogar persönlichen Verletzungen führen kann. Dazu kommt die verständliche Enttäuschung, dass bis heute noch kaum sichtbare Fortschritte erzielt werden konnten – weiterhin wird immer mehr Energie verbraucht und weiterhin nimmt der Verkehr auf den Strassen und in der Luft von Tag und Tag weiter zu. Jetzt ist es endgültig an der Zeit, dass sich auch die bisher noch passiv gebliebenen Erwachsenen der Sache annehmen. Wir können schlicht und einfach nicht die Jugendlichen diese schwere Bürde, die sie sich aufgeladen haben, alleine tragen lassen – bis sie aus Erschöpfung oder Enttäuschung daran zerbrechen. Denn, wie es einst der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt so treffend formulierte: «Was alle angeht, können nur alle lösen.»