Die SVP und das Schweizer «Erfolgsmodell»

«Die Konsequenzen der ungesteuerten Massenzuwanderung von einer Million mehr Menschen in den letzten 13 Jahren sind für unsere Bürgerinnen und Bürger täglich spürbar», lesen wir in der Wahlzeitung der SVP, welche in alle Haushaltungen verteilt worden ist. Und weiter: «Staus auf den Strassen, herumlungernde, betrunkene und gewalttätige Asylsuchende und jugendliche Migranten sowie verbaute Grünflächen, steigende Gesundheits- und Sozialhilfekosten, Respektlosigkeit und Gewaltandrohung gegenüber Polizisten, Lehrerinnen, Pflegefachfrauen, Sozialarbeiterinnen und jungen Frauen im Ausgang sind an der Tagesordnung.» In der Folge, wie könnte es anders sein, plädiert die SVP für eine weitgehende Beschränkung der Zuwanderung, um alle diese Missstände in den Griff zu bekommen und das «Erfolgsmodell Schweiz» zu retten.

Menschenverachtender geht es nicht mehr. Wenn hier argumentiert wird, weniger Ausländerinnen und Ausländer einwandern zu lassen, um das «Erfolgsmodell» Schweiz zu retten, so ist das nichts anderes als ein Schlag ins Gesicht all jener Ausländerinnen und Ausländer – Putzfrauen, Bauarbeiter, Serviceangestellte, Köche, Landarbeiter, Kehrichtmänner, Zimmermädchen, Ärzte, Krankenpflegerinnen, Fabrikarbeiter, usw. -, ohne deren unermüdlichen Arbeitseinsatz zu meist karger bis sehr karger Entlöhnung das «Erfolgsmodell Schweiz» schon längstens in sich zusammengebrochen wäre. Ist die SVP nicht jene Partei, die sich an vorderster Front für Schweizer «Werte» starkmacht? Gehören dazu nicht auch Ehrlichkeit, Respekt, Bescheidenheit und Toleranz? Wie wäre es, wenn die SVP all jenen Hunderttausenden von Ausländerinnen und Ausländern, die unser Schweizer «Erfolgsmodell» überhaupt erst möglich machen, für einmal ein Dankeschön aussprechen würde, statt bloss bei jeder Gelegenheit auf ihnen herumzuhacken?