Die soziale Apartheid im eigenen Land

Keine Schlagzeile wert, doch bittere Realität: Immer mehr Quartierbeizen, wo sich das «gewöhnliche» Volk früher zum Feierabendbier getroffen hat, verschwinden und machen teuren Luxusrestaurants für eine gutbetuchte Kundschaft Platz. Doch das ist längst noch nicht alles: Wohnungen werden luxussaniert und die Mieterinnen und Mieter, die dort 20 oder 40 Jahre lang gelebt haben, müssen ausziehen, weil sie sich die teurere Miete nicht mehr leisten können. Auch Golfplätze, Wellness- und Fitnesscenters, Luxushotels, Uhren- und Schmuckboutiquen, Privatschulen, Theaterhäuser, Zirkusse, Filmfestivals, Segelyachten, Kreuzfahrtschiffe, Freizeit- und Abenteuerparks, Nachtzüge: An allen diesen Orten steht ein unsichtbares, für die Betroffenen aber umso schmerzlicheres Schild: «Zutritt nur für Reiche!» Und so geht mitten durch unser Land eine unsichtbare Mauer zwischen denen, die genug Geld haben, sich das alles leisten zu können, und denen, die froh sein müssen, wenn sie am Ende überhaupt noch etwas zu essen haben. Und es ist sogar noch schlimmer: Während sich die Orte, zu denen nur die Reichen Zutritt haben, immer weiter ausdehnen, werden die Orte, zu denen auch die Armen Zutritt haben, immer seltener und immer kleiner. Empörten wir uns nicht vor vielen Jahren über die soziale Apartheid zwischen Schwarz und Weiss im damaligen Südafrika? Wo ist jetzt die Empörung, wo eine immer dickere Mauer der sozialen Apartheid mitten durch unser eigenes Land geht?