Die Schweiz als sicherstes Land in der Coronakrise – und was ist mit dem Rest der Welt?

In keinem Land ist man derzeit sicherer vor Corona als in der Schweiz. Knapp dahinter landet Deutschland auf dem zweiten Platz. Die USA müssen sich mit dem 58. Rang begnügen. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Studie der Deep Knowledge Group, einem Konsortium von Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen, wie die Zeitschrift «Forbes» berichtet. Die Analyse umfasst 200 Länder. Dafür wurden öffentlich zugängliche Daten verwendet und 130 Kriterien verglichen, die für das Resultat ausschlaggebend waren. Besonderes Augenmerk galt natürlich dem Gesundheitssystem. Analysiert wurde, wie die Überwachung und Erkennung der Corona-Infizierten funktioniert. Aber nicht nur. Ebenso unter die Lupe wurden die Massnahmen der Regierung genommen. Und das Ergebnis ist eindeutig: Switzerland First!

(www.blick.ch)

Es ist ja schön, im sichersten Land der Welt zu leben. Aber heisst es nicht immer wieder, die Bedrohung durch das Coronavirus führe dazu, dass mehr Solidarität entstehe und die Menschen näher zusammenrückten? Gilt das nur für die Nachbarschaftshilfe im eigenen Wohnquartier, nicht aber für die Beziehungen der Menschen von Land zu Land? Kann es uns wirklich gleichgültig sein, was die Coronakrise für die Menschen in Indien, in Peru oder in Südafrika bedeutet? Können wir uns guten Gewissens damit zufrieden geben, im “sichersten Land” der Welt zu leben und den Rest der Welt sich selber überlassen? Nein, denn echte Solidarität ist nicht an Grenzen gebunden. Dies umso mehr, als die Schweiz ihren einzigartigen Reichtum – und damit auch ihre gute Gesundheitsversorgung – nicht zuletzt ihren internationalen Wirtschaftsbeziehungen verdankt – man denke nur an die Handelsüberschüsse zwischen billig importierten Rohstoffen und teuer exportierten Fertigprodukten sowie an die Gewinne aus dem Finanzplatz und aus dem Handel mit Erdöl und anderen Rohstoffen. So gesehen sind der Reichtum hierzulande und die Armut in zahlreichen Ländern des Südens die Kehrseiten der gleichen Münze. Umso mehr hätten wir die moralische Pflicht, gerade in diesen Zeiten existenzieller Bedrohungen auch an all jene zu denken, die schon lange und jetzt erst recht auf der Schattenseite der Geschichte stehen. Nehmen wir uns ein Beispiel an Kuba, das Ärzte und Pflegepersonal zur Bekämpfung des Coronavirus in rund 60 arme Länder geschickt hat. Oder China, das vielen Ländern Schutzmaterial geliefert und Ärzteequipen nach Norditalien entsandt hat. Gut, die Schweiz hat ein paar Betten auf den Intensivstationen für Coronapatienten aus dem grenznahen Elsass freigehalten, aber damit war auch schon genug. Und während Kuba sein medizinisches Personal in 60 Länder schickte, schickte die Schweiz ihr unbeschäftigtes Spitalpersonal in die Kurzarbeit! Dabei könnte schon mit einem vergleichsweise geringen Aufwand überaus wertvolle Arbeit geleistet werden. So etwa würde zum Beispiel nur schon weniger als ein Zehntel (!) jener 702 Milliarden Franken, die sich im Besitz der reichsten 300 Schweizerinnen und Schweizer befinden, genügen, um über eine Million Beatmungsgeräte für die ärmsten Länder der Welt zur Verfügung zu stellen…