Die Krise der europäischen Linken

Die europäische Linke befindet sich in einer existenziellen Krise. Die Verflüssigung des politischen Feldes trifft sie hart, die Wähleranteile sinken dramatisch. Rechtspopulisten sind die Sieger der Stunde, die Linke ringt die Hände und findet doch keine Antworten auf drängende Gegenwartsfragen.

Wie kann eine Linke, der die Arbeiterschaft abhandengekommen ist, zwischen Opposition und Machtbeteiligung, Utopismus und Realpolitik zu alter Form zurückfinden?

(www.nzz.ch)

 

Die Antwort ist einfach. Alle sozialen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Gegenwartsprobleme sind nämlich hausgemacht, das heisst: Sie sind die direkte Folge des kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Es gibt keine bessere Antwort auf die «drängenden Zukunftsfragen» als das Postulat der Überwindung des Kapitalismus – damit sind nämlich nicht nur einzelne, sondern gleich sämtliche Probleme aufs Mal gelöst. Die Linke muss nicht «zu alter Form» zurückfinden, sie muss eine neue Form finden, sprich eine radikal antikapitalistische Bewegung werden, und zwar global, denn keines unserer heutigen Probleme lässt sich bloss innerhalb der Grenzen des Nationalstaates lösen. In Deutschland befürwortet gemäss aktuellen Umfragen die Mehrheit der Bevölkerung eine Überwindung des Kapitalismus – ein Riesenpotenzial für die linken politischen Kräfte. Dass die Schweizer Sozialdemokratie erfolgreicher politisiert als jene der übrigen europäischen Länder, hat vielleicht nicht zuletzt damit zu tun, dass sie in ihrem Parteiprogramm immer noch die Überwindung des Kapitalismus fordert.