Die Botschaft der Liebe

«Wir können nicht Individuen und Politiker für die Klimakrise verantwortlich machen. Das Problem ist das System. Wir sollten nicht so wütend gegenüber Politikern sein, wir sollten gegen sie keinen Hass hegen. Ich kenne viele, die gerne mehr tun würden, es aber nicht können. Menschen sind nicht böse, sie verstehen nur die Tragweite der Situation noch nicht.»

(Greta Thunberg an der Lausanner Weltklimakonferenz, www.nau.ch)

 

Was für eine wunderbare Botschaft der 16jährigen Klimaaktivistin. Auf der einen Seite ihr kompromissloser, unmissverständlicher Einsatz für eine dauerhafte und nachhaltige Bekämpfung der Klimaerwärmung. Auf der anderen Seite ihr ebenso kompromissloser Kampf gegen Hass und persönliche Schuldzuweisungen. Ja, das Problem sind nicht die Menschen. Das Problem ist das System, jener um etwa 1500 erfundene Kapitalismus, der seither Land um Land erobert hat bis zur heutigen Weltherrschaft, so dass wir uns etwas von Grund auf anderes schon kaum mehr vorzustellen vermögen. Keiner jener machtgierigen Männer und Welteroberer, die während Jahrhunderten die Herrschaft des Kapitalismus über die ganze Erde ausgebreitet haben, ist jemals dafür zur Rechenschaft gezogen worden. Die Bürde ist von Generation zu Generation weitergegeben worden und wurde dabei immer schwerer. Die heute lebenden Menschen haben nun das auszufressen, was uns im Laufe der Jahrhunderte aufgeladen wurde. Und genau deshalb sind wir alle nicht nur Täter, sondern vor allem Opfer in einem von unseren Vätern und Vorvätern gebauten Gefängnis, aus dem wir nur alle miteinander ausbrechen können oder mit dem wir alle miteinander untergehen. Die Botschaft der Liebe ist wohl Greta Thunbergs wichtigste Botschaft. Anders als frühere Revolutionen, in denen stets Menschen gegen Menschen kämpften und die daher auch nie wirklich erfolgreich waren, ist der heutige Kampf für ein Überleben auf diesem Planeten ein Kampf, der nur dann erfolgreich sein kann, wenn nicht Menschen gegen Menschen kämpfen, sondern alle Menschen gemeinsam für die Überwindung dieses kapitalistischen Systems, zu dessen Sklaven und Sklavinnen wir alle geworden sind. Noch sind wir ganz am Anfang, der Hass, der Greta Thunberg und ganz allgemein der Klimajugend in den sozialen Methoden entgegenschlägt, ist noch weit davon entfernt, sich in Liebe zu verwandeln. Umso bewundernswerter die Aufrichtigkeit, der Mut, die Entschlossenheit der jungen Menschen, an ihrem Credo der Liebe und des Friedens festzuhalten und nicht aufzugeben, bevor nicht eine Welt entstanden ist, die von Grund auf eine andere ist als die heutige.