Der Widerspruch rein betriebswirtschaftlichen Denkens

Im Hauptbahnhof Zürich eröffnet Valora am 6. April den ersten Laden, der ganz ohne Kasse auskommt. Voraussetzung fürs Einkaufen in der Avec Box ist eine entsprechende App. Damit können sich Personen ab 14 Jahren registrieren. Wer die App herunterladen will, muss seine Identitätskarte einscannen. Die Avec Box ist von Montag bis Donnerstag jeweils von 04.30 Uhr bis 00.30 Uhr und am Freitag 04.30 Uhr durchgehend bis Montag 00.30 Uhr offen. Der Laden kommt fast ohne Personal aus: Die Mitarbeiter werden während den Stosszeiten am Morgen und am Abend präsent sein und in dieser Zeit die Kunden beim Einkaufen unterstützen, die Regale auffüllen und die Räumlichkeit in Ordnung halten. Verkauft werden in der Avec Box Esswaren für unterwegs, Lebensmittel für den täglichen Bedarf und Wichtiges für den Haushalt. Insgesamt werden rund 1000 Artikel angeboten.

(www.20minuten.ch, 5. April 2019)

Und was tun wohl die Mitarbeitenden, die am Morgen und am Abend im Einsatz sind, während des übrigen Tages? Eine zweite oder dritte Stelle, die genau in diese Lücke passt, werden sie wohl kaum finden. Die Avec Box von Valora ist indessen nur eines von zahllosen Beispielen für die Blindheit rein betriebswirtschaftlichen Denkens: Der eigene Betrieb wird auf Teufel kaum raus «gesundgespart», optimiert und rationalisiert, so dass Menschen, die gerade noch eine mehr oder weniger sinnvolle und einigermassen angemessene Entlöhnung hatten, entweder auf der Strasse stehen oder sich mit mickrigsten Löhnen in irgendwelchen Hilfsjobs gerade knapp über Wasser halten können. So wächst die Zahl der zunehmend von der Konsumgesellschaft Ausgeschlossenen in gleichem Masse wie die Zahl der von der Wirtschaft Jahr für Jahr in grösserer Menge herstellten Produkte und Dienstleistungen. Ein Widerspruch, der eines Tages, wenn es so weitergeht, an sich selber zerbrechen muss.